Juni 2020

Dienstag, 30. Juni

Der Gedanke zum Tag kommt heute von der Bahnhofkirche in Zürich:

Der kleine Baumwollfaden

Letzte Woche erhielt ich eine Geschichte. Das Stichwort Baumwollfaden reichte, um mein Interesse zu wecken. Ich dachte an all die Baumwollknäuel, die Wolle und Fäden, die in verschiedenen Körben, Taschen und Schachteln in meiner Wohnung sind. Und die Geschichte beginnt wie ein Märchen, so schön. Und das Ende? Nützlich! Lesen Sie selbst:

„Es war einmal ein Baumwollfaden ,der sagte: ‚Ich habe Angst, ich bin viel zu kurz geraten, und keiner kann mich gebrauchen. Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach, für einen Pullover zu kurz. Ich habe Hemmungen, mich an andere anzuknüpfen. Für eine Stickerei bin ich zu blass und zu farblos; wenn ich leuchten würde, aus Lurex bestünde und glitzern würde, ja, dann könnte ich vielleicht etwas verzieren. Aber so? Ich bin zu nichts nütze, ein Versager. Niemand kann mich gebrauchen, niemand mag mich. Und ich selbst mich am wenigsten‘.

So sprach dieser kleine Baumwollfaden zu sich selbst, legte eine traurige Musik auf und fühlte sich ganz schlecht in seinem Selbstmitleid, von Gott und der Welt verlassen.

Da klopfte dieses Klümpchen Wachs an seine Tür und sagte: ‚Lass dich nicht so hängen, kleiner Baumwollfaden! Ich habe da eine Idee: Wir beide tun uns zusammen! Für eine lange Osterkerze bist du als Docht allerdings zu kurz, und ich bin dafür auch nicht genug Wachs. Aber für ein Teelicht reicht es allemal. Wir beide zusammen werden eine kleine Kerze. Die wärmt und macht ein wenig heller. Es ist besser, auch nur ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu schimpfen. Und die ganze Finsternis der Welt ist nicht imstande, unser kleines Licht zu löschen. Einverstanden?’

Da war der kleine Baumwollfaden ganz glücklich und sagte: ‚Dann bin ich also doch zu etwas nütze!'“

Felix Breitling


Montag, 29. Juni

„Es führen viele Wege zu Gott – einer führt über die Berge“ …

 …heißt ein bekanntgewordener Spruch. Ich habe die Berge als einen Ort kennengelernt, an dem man vom Alltag abschalten, wieder Kraft gewinnen und nachdenken kann. Im Matthäusevangelium heißt es über Jesus, dass er sich nach einem langen Tag voller Begegnungen auf einen Berg zurückzog: „Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Und am Abend war er dort allein.“ Der Berg ist ein Symbol für Einsamkeit und Rückzug. 

Nach dem anstrengenden Aufstieg auf einen Berg bin ich fasziniert von der Weite, die sich mir auf dem Gipfel auftut. Je höher ich steige, je anspruchsvoller der Weg wird, desto mehr flößt mir diese Landschaft Respekt ein und fordert mich heraus.

Ich sehne mich nach der Stille in den Bergen an einsamen Tagen, danach, Schritt für Schritt einen Fuß vor den anderen zu setzen und nach der inneren Ruhe, die sich beim stundenlangen Gehen einstellt.

Wenn Menschen sagen, gerade im Gebirge spürten sie das Erhabene der Schöpfung, dann kann ich das nachvollziehen. Ich kann nach Erlebnissen in den Bergen auch besser verstehen, dass Berge oft als Orte der Gottesnähe und der Gottesbegegnung gelten.

Die Arche Noah strandete auf dem Berg Ararat, wo Gott mit Noah einen neuen Bund geschlossen hat. Mose hat auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote empfangen. Und das bekannteste Gebet der Christen, das Vaterunser, ist uns in der „Bergpredigt“ überliefert.

„Es führen viele Wege zu Gott – einer führt über die Berge.“ Mein Weg zu Gott führt mich zwar zuerst über die Worte der Bibel, über Jesus Christus, über den Gottesdienst und Begegnungen – aber mittlerweile nach ein paar Bergerfahrungen auch über die Berge. Übrigens: Für alle, die ihren Urlaub in den Bergen verbringen – viele Gemeinden bieten Berggottesdienste an. Und: Es gibt auch hier ganz in der Nähe schöne Berge, zum Beispiel den Olympiaberg oder den Perlacher Mugl.

https://berggottesdienste.de/

Felix Breitling


Sonntag, 28. Juni

Predigt siehe "Predigten zum Nachhören"


Samstag, 27. Juni

Zwei Mönche

Zwei Mönche waren auf der Wanderschaft. Eines Tages kamen sie an einen Fluss. Dort stand eine junge Frau mit wunderschönen Kleidern. Offenbar wollte sie über den Fluss, doch da das Wasser sehr tief war, konnte sie den Fluss nicht durchqueren, ohne ihre Kleider zu beschädigen.

Ohne zu zögern ging einer der Mönche auf die Frau zu, hob sie auf die Schultern und watete mit ihr durch das Wasser. Auf der anderen Flussseite setzte er sie trocken ab.

Nachdem der andere Mönch den Fluss durchquert hatte, wanderten die beiden weiter. Sie schwiegen, bis sie nach etwa einer Stunde Rast machten. Da fasste sich der eine Mönch ein Herz und sagte zum anderen: „Du weißt schon, dass das, was du getan hast, nicht richtig war? Wir dürfen keinen nahen Kontakt mit Frauen haben. Wie konntest du nur gegen diese Regel verstoßen?“

Der Mönch, der die Frau durch den Fluss getragen hatte, hörte sich die  Vorwürfe des anderen ruhig an. Dann antwortete er: „Ich habe die Frau vor einer Stunde am Ufer abgesetzt – trägst du sie immer noch?“ (Quelle unbekannt)

Felix Breitling


Freitag, 26. Juni

Mein Sommer 2020 – ABC

Anfang

Baustelle

Corona

Digital

Erleben

Freiheit

Gottesdienst

Herausforderung

Interesse

Jubeln

Kreativität

Liebe

Mut

Not(wendigkeit)

Ohnmacht

Predigt

Qual

Ruhe

Schule

Träume

Unsicherheit

Verantwortung

Warten

X (Leerstelle)

Yoga

Zoom

Wie sieht Ihr Sommer 2020 - ABC aus?

Carolin Lochner


Donnerstag, 25. Juni

Der 2. Blick

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
1. Korinther 13, 12-13

Manchmal erst auf den zweiten Blick
Entschlüsselt sich das Bild
Entdecke ich den Grund

Manchmal erst auf den zweiten Blick
Sehe ich weiter
Kann ich vertrauen

Manchmal erst auf den zweiten Blick
Erkenne ich den Gang meines Lebens
Bin gehalten und lebendig

Manchmal erst auf den zweiten Blick
Ist Gottes Liebe zu spüren

[Verfasser unbekannt]

Verena Übler

Mittwoch, 24. Juni

Heute ein Gedanke zum Tag von der Bahnhofkirche in Zürich:

Gott im Feinsten entdecken
Wegwort vom 12. Juni 2020

Im Allgemeinen scheint die Welt so zu sein, wie wir sie wahrnehmen. Selten ist uns bewusst, dass zwischen den Dingen und unserer Wahrnehmung viele Filter stehen, die durch Erziehung, soziales Umfeld und Kultur gebildet wurden. Die erlernte Sichtweise gibt uns gewisse Orientierung, hilft uns Dinge zu beurteilen – und erschwert zugleich neue Erkenntnisse und Entwicklung.

Mit Gottesvorstellungen ist es nicht anders. Sie sind eingefärbt durch erlernte soziale und kulturelle Filter. Hartnäckig hält sich die Verknüpfung der Grösse und Erhabenheit Gottes mit weltlichen Machtvorstellungen. Wir entdecken sie auch in der Bibel. So wurde Gott zu einem „Herr der Heerscharen“, einem „eifersüchtigen Liebhaber“, „unbestechlichen Richter“, zum „Allwissenden“ und „Allmächtigen“.

(Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay)

Biblische Texte selbst wehren sich gegen diese einseitige Sicht. So die Lesung aus dem Ersten Testament, die heute in katholischen Gottesdiensten gelesen wird. Es wird vom Propheten Elias erzählt, der sich aus Angst vor seinen Feinden in einer Höhle am Berg Sinai versteckt hatte und wartete, dass Gott sich zeigen würde. Als ein gewaltiger Sturm heranbrauste merkte er, dass Gott darin nicht zugegen war, ebenso wenig in einem Erdbeben bzw. einer heftigen Feuersbrunst. Erst ein feines Säuseln liess Elias aufhorchen.

Wie schwer fällt es, uns die göttliche Grösse ohne Pomp und überwältigende Macht vorzustellen. Mich inspiriert die biblische Gedankenherausforderung, ganz genau hinzuschauen auf das Allerfeinste, auf die kaum wahrnehmbaren Regungen des Lebendigen in der Welt und in mir, und das Göttliche dort zu erwarten. Gott hat keinerlei Zwang nötig, um gross zu sein.

Felix Breitling


Dienstag, 23. Juni

Wir strecken uns nach dir, in dir wohnt die Lebendigkeit. Wir trauen uns zu dir, in dir wohnt die Barmherzigkeit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wie die Bäume sich dem Himmel entgegenstrecken, können wir uns auch Gott entgegenstrecken, mit Worten, mit Gesten, mit aufmerksamem Hören, mit Erzählungen von Gott und den Menschen und vielem, vielem mehr.

Wir öffnen uns vor dir, in dir wohnt die Wahrhaftigkeit. Wir freuen uns an dir, in dir wohnt die Gerechtigkeit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wie es zwischen den Bäumen die Lücke gibt, wo der Blick zum Himmel frei wird, so können wir uns öffnen für Gott, alle Dinge beiseiteschieben, die im Weg sind.

Wir halten uns bei dir, in dir wohnt die Beständigkeit. Wir sehnen uns nach dir, in dir wohnt die Vollkommenheit. Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wie die Bäume standhaft und aufrecht bleiben neben den anderen in der Suche nach dem Licht, können wir auch fest stehen in der Gemeinschaft der Christen auf dieser Welt.

EG 642
Text: Friedrich Karl Barth 1985
Melodie: Peter Janssens 1985

Carolin Lochner


Montag, 22. Juni

Ansteckung

Im Augenblick ist das Wort „Ansteckung“ so was von negativ belegt. Dabei hat es ja durchaus positive Bedeutungen. Da hat jemand ein ansteckendes Lachen. Eine andere steckt ihre Umgebung regelmäßig mit ihrer guten Laune an. Und jemand, der oder die dabei ist, gute Ideen in die Tat umzusetzen, steckt ebenfalls andere damit an. So kann sich Gutes verbreiten. Seit 2000 Jahren auch „die gute Nachricht“!
Von Wilhelm Willms (r.-kath. Theologe, *1930 +2002) stammt dazu folgender kleiner Text, mit dem ich Ihnen allen eine gute Woche wünsche. Bleiben Sie positiv!

er steckte an
er war die güte selbst
in seiner nähe
wurden die ungerechten gerecht
die traurigen froh
die verzweifelten sahen
einen weg
wo er hinkam
da sahen die menschen 
eine neue möglichkeit
das leben zu leben

Verena Übler

 


Sonntag, 21. Juni

Predigt siehe "Predigten zum Nachhören"


Samstag, 20. Juni

Credo

Leider habe ich die Theologin Dorothee Sölle (*30.9.1929  +27.4.2003) nicht persönlich kennengelernt. Ich bringe sie besonders mit den Kirchentagen in Verbindung, mit der Theologie der Befreiung und der feministischen Theologie. Sie war streitbar und fromm, kirchenkritisch und kirchenliebend zugleich, einfach nicht in eine Schublade zu stecken. Sie hatte eine Gabe für Worte. In diesem Glaubensbekenntnis steckt ihr Herzblut. Die Frohe Botschaft wird konkret. 
Ob das Bekenntnis mehr sein kann als Worte, die wir unterstreichen, liegt an uns.


Dorothee Sölle: Credo

Ich glaube an Gott
der die Welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein Ding das immer so bleiben muss
der nicht nach ewigen Gesetzen regiert
die unabänderlich gelten
nicht nach natürlichen Ordnungen
von Armen und Reichen
Sachverständigen und Uninformierten
Herrschenden und Ausgelieferten
Ich glaube an Gott
der den Widerspruch des Lebendigen will
und die Veränderung aller Zustände
durch unsere Arbeit
durch unsere Politik

Ich glaube an Jesus Christus der recht hatte, als er
„ein einzelner, der nichts machen kann"
genau wie wir
an der Veränderung aller Zustände arbeitete
und darüber zugrunde ging
an ihm messend erkenne ich
wie unsere Intelligenz verkrüppelt
unsere Phantasie erstickt
unsere Anstrengung vertan ist
weil wir nicht leben wie er lebte
jeden Tag habe ich Angst
dass er umsonst gestorben ist
weil er in unseren Kirchen verscharrt ist
weil wir seine Revolution verraten haben
in Gehorsam und Angst vor den Behörden
Ich glaube an Jesus Christus
der aufersteht in unser Leben
dass wir frei werden
von Vorurteilen und Anmaßung
von Angst und Hass
und seine Revolution weitertreiben
auf sein Reich hin

Ich glaube an den Geist
der mit Jesus in die Welt gekommen ist
an die Gemeinschaft aller Völker
und unsere Verantwortung für das
was aus unserer Erde wird
ein Tal voll Jammer Hunger und Gewalt
oder die Stadt Gottes
Ich glaube an den gerechten Frieden der herstellbar ist
an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens
für alle Menschen
an die Zukunft dieser Welt Gottes. 
Amen.

Verena Übler


Freitag, 19. Juni

Anfangen

Haben Sie heute Morgen gut gefrühstückt? Oder haben Sie einen schnellen Kaffee getrunken, und dann nichts wie los? Wie haben Sie heute den Tag angefangen? Das Anfangen ist eine Kunst und wir sind ständig Anfängerinnen und Anfänger. Ich denke mir, ich habe Erfahrung und bin doch oft immer wieder ein blutiger Anfänger. 
Das ganze Leben sind wir Anfängerinnen und Anfänger: Als Kinder, beim Schulanfang, wir fangen eine Ausbildung oder ein Studium an, fangen an mit Freundschaften und Beziehungen …
Es gibt Anfänge, die sind unfreiwillig, Lebenssituationen, die ich mir nicht ausgesucht habe – es hätte gerne so bleiben können, es kommt anders, ich muss wieder anfangen. Auf der einen Seite heißt es: Aller Anfang ist schwer. Auf der anderen: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Anfänge sind meistens zweideutig. Neue Chancen, ungeahnte Möglichkeiten aber auch Unsicherheit und Anstrengung.
Die menschliche Tendenz ist ja eher: lieber beim Alten bleiben - eine verständliche Mischung aus Angst und Bequemlichkeit. Denn Anfänge kosten Kraft und fordern heraus. Ich glaube, es ist wichtig, dass ich mich als Anfänger sehen kann und vor Anfängen nicht zurückschrecke. Wenn ich nicht mehr anfange, bleibe ich stehen. Und Leben ist nicht Stillstand.
Die Bibel erzählt Geschichten von Anfängerinnen und Anfängern: Adam und Eva, die ersten Anfänger; Noah, der noch nie eine Arche gebaut hat; Abraham, der aus seinem Vaterland aufbrechen soll in ein unbekanntes Land, das Gott ihm zeigen will. Und Mose, der aufbricht zusammen mit seinem Volk und etwas anfangen soll, von dem er nicht weiß, wie es ausgeht. Rut, die mit ihrer Schwiegermutter Naomi mitgeht und eine Geschichte anfängt, deren Ende sie nicht kennt. Der Zöllner Levi, der alles stehen und liegen lässt, mit Jesus mitgeht und ein komplett neues Leben anfängt. Lauter Anfängergeschichten sind das und bei weitem nicht alle.
Anfangen braucht immer wieder eine Menge Vertrauen, weil ich beim Anfangen meistens nicht weiß, was auf mich zukommt und wie es ausgeht. Die Anfängergeschichten der Bibel sind auch keine reinen Happy-End Geschichten, in denen alles immer nur glatt läuft. Aber es sind Geschichten davon, dass wir nie alleine anfangen und den neuen Weg alleine gehen müssen. Bevor wir anfangen fängt Gott mit uns an. Vertrauen wir den neuen Wegen, die Gott mit uns geht und fangen wir an.

Felix Breitling


Donnerstag, 18. Juni

Spuren im Sand

https://www.life-is-more.at/life/gedichte/spuren_im_sand.php

Carolin Lochner


Mittwoch, 17. Juni

Mobile

Eine Freundin hat mir ein Mobile geschenkt, das sie während ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin als Laubsägearbeit gemacht hat. Es sind vier Figuren aus dem Comic „Tim und Struppi“. Nach dem Umzug habe ich es wieder aufgehängt. Was für eine Fummelei! Die Figuren sind unterschiedlich groß und schwer. Sie hängen an dünnen Fäden, die sich immer wieder verdrehen. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich sie an den zwei Stangen befestigen konnte und entsprechend austariert habe.
Gestern musste ich daran denken, dass sich besonders die Familien zur Zeit wie in einer Mobile-Phase befinden. Noch stärker, als früher schon. 
So viel muss austariert werden, bis man eine Art Gleichgewicht gefunden hat. 
Welches Kind geht wann und wie lange in die Schule? Wieviel Zeit muss für Homeschooling eingeplant werden? Wann kann welches Elternteil in Ruhe arbeiten? Gibt es feste Handy-Daddel-Zeiten? Wer kauft ein? Wer kocht? Wer räumt auf? Und an die frische Luft soll man ja auch noch jeden Tag.
Außerdem gibt es noch weitere Faktoren: Mal muss einer getröstet und aufgebaut werden, weil der Blues grad heftig einschlägt. Dafür könnte die andere aber Bäume ausreißen, weil sie irgendwie gut drauf ist. Mal liegen die Nerven blank, es genügt eine klitzekleine Kleinigkeit und der schönste Streit bricht aus. Dann wieder genießt man die Familienzeit beim Kuscheln auf dem Sofa. 
Leben in Corona-Zeiten ist ein Balanceakt. Das betrifft nicht nur, aber vielleicht eben doch besonders Familien mit Kindern.
Beim Aufhängen meines Mobiles habe ich irgendwann aufgegeben, ein „schönes“
Gleichgewicht herzustellen. Die Figuren hängen etwas schief. Aber sie hängen!
Und das Hin und Her im Luftzug macht im Grunde auch den Reiz aus. Die Figuren sind in Bewegung, aber gleichzeitig sind sie auch gehalten an den Stangen. 
Wäre es nicht schön, wenn in unserem Lebens-Mobile diese Stangen das Vertrauen auf die Liebe Gottes sein könnten? Der Glaube daran, gehalten zu sein, was auch immer geschieht?
Ich wünsche Ihnen allen dieses Vertrauen und weiterhin eine große Portion Gelassenheit beim Austarieren Ihres Mobiles.

Verena Übler


Dienstag, 16. Juni

Lesen ist Freiheit

„Sophie Scholl – Lesen ist Freiheit“, so heißt ein vor zwei Jahren erschienenes Buch von Barbara Ellermeier. „Abends, wenn die anderen Witze machen (aus denen ich mich leider nicht ganz herausgehalten habe), lese ich im Augustinus. Ich muß langsam lesen, ich kann mich so schwer konzentrieren. (…) Auch Thomas Manns „Zauberberg“ habe ich heute mittag gelesen. (…) Ich bemühe mich sehr, mich von den augenblicklichen Einflüssen möglichst unberührt zu halten“ schreibt Sophie Scholl am 10. April 1941 in ihr Tagebuch. Zu dieser Zeit muss sie im Lager des Reicharbeitsdienstes im oberschwäbischen Krauchenwies ihren Pflichtdienst ableisten. Am 11. April schreibt sie: „Ich fürchte, ich gewöhne mich allmählich ein. Ich werde mich zusammennehmen. Das Lesen abends wird mir dabei helfen.“  Eigene Bücher, besonders philosophische oder theologische, sind eigentlich nicht erlaubt. Die Führerin des Arbeitsdienstlagers gestattet Sophie Scholl aber - im Gegensatz zu anderen - Bücher zu haben.

Im Mai 1941 schreibt Sophie dann an ihren Bruder Hans: „Ich hoffe nur, dass Inge mir bald eine Taschenlampenbatterie schickt zur Verlängerung meiner privaten Zeit“. Oft liest sie abends mit der Taschenlampe und sucht sich Zeit für das Lesen im Alltag des Reicharbeitsdienstes, in dem die Einzelne keine Rolle spielt und eine eigene, kritische Meinung nicht sein darf.

Ja, Lesen ist etwas Subversives. Erst einmal ist es unökonomisch. Wenn wir lesen, machen wir nichts, wir produzieren nichts. Lesen ist ein Raum für mich ganz alleine.

Wir entziehen uns der Realität und betreten eine andere Welt.

Texte, Literatur, Bücher entfachen unsere Phantasie und Vorstellungskraft, wie unterschiedlich das Leben gelebt werden kann, welche Möglichkeiten es gibt. Sie lehren mich Empathie. Sie helfen mir, eine eigene Sprache zu finden.

Felix Breitling


Montag, 15. Juni

Es gibt in diesen Tagen viel zu hören. Wenn man denn hinhört.

So zwitschern die Vögel von Beginn des Tages an bis zum Sonnenuntergang. Manchmal ist am Abend schon alles still und plötzlich setzt noch einmal eine Unterhaltung an. Am Morgen werde ich manchmal von ihnen geweckt. Es ist, als ob sie allen Guten Morgen wünschen. Ein neuer Tag. Was wird er wohl bringen?

Zu hören sind in diesen Tagen auch die lauten Stimmen. Proteste gegen Rassismus, nicht immer gewaltlos. Proteste gegen Polizeigewalt. Mit viel Zerstörungswut. Proteste gegen Kontaktbeschränkungen. Ein Appell für die Freiheit. Was höre ich, wenn ich von den  Protesten erfahre? Was löst es aus in mir?

Deutlich mehr zu hören sind nun auch wieder die Pläne, die Konsequenzen, die Neuausrichtungen der Menschen um uns herum. Die Nachbarn, die Arbeitskolleg*innen, die Freunde. Die Verkäufer*innen, die Kellner*innen.  Der Stillstand ist vorüber, das Leben nimmt wieder Fahrt auf. Was hören wir? Wie kommen die Menschen zurecht?

In der Stille hören. Was höre ich dann? Worauf höre ich – was ist es, was mich trägt, was mir Hoffnung gibt? Wie verschaffe ich mir Gehör?

Jesus spricht (zu allen): Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat. (Lukas 10,16)

Carolin Lochner


Sonntag, 14. Juni

Predigt siehe "Predigten zum Nachhören"


Samstag, 13. Juni

Musik, die uns begleitet

Musik, die uns begleitet, trägt und noch einmal ganz anders berührt als Worte allein. Johann Sebastian Bach hat die Kirchenmusik geprägt wie kein anderer. Es sind uns vertraute Klänge.

Ich bin heute fündig geworden auf der Website der Erlöserkirche in Bamberg. Etwas zum Lesen, zum Hören, zum Nachspüren: Jesus bleibet meine Freude.

https://www.erloeserkirche-bamberg.de/2020-06-12-jesus-bleibet-meine-freude

Carolin Lochner


Freitag, 12. Juni

Heute grüße ich Sie mit einem japanischen Gedicht, genannt Haiku:

Wie herrlich, herrlich:
Im Düster der Bäume selbst
Die Sonnenstrahlen!

Das Gedicht hat Matsuo Basho geschrieben. Er hat Mitte des 17. Jahrhunderts gelebt und gilt als bedeutender Vertreter dieser Versform. Mich spricht der offene, meist meditative, zuweilen durchaus humorvolle Charakter dieser Gedichtform an. Wenn ich einen Haiku auf mich wirken lasse, entstehen eigene Bilder oder kommen Erinnerungen hoch – bestenfalls solche, die mir guttun.

Haben Sie in der Rogatekirche schon einmal das besondere Schattenspiel an der Wand beobachtet? Wenn die Sonne durch die Oberlichter scheint, entstehen eindrückliche Muster auf den roten Ziegeln. Sie tauchen den Raum in eine ganz besondere Stimmung. Mir wird dann ganz andächtig zumute. Manchmal erlebe ich das auch im Wald. Dann, wenn er etwas lichter ist, vielleicht viele hochgewachsene Stämme hat, wenig Unterholz, dafür viel Moos und Gräser. Wenn dann die Sonne durchkommt, entstehen auch solche Schattenspiele und solche Stimmungen.

In beiden „Räumen“ sind das Momente, in denen ich auftanke. Und zu Hause? Da habe ich immer noch den Haiku.

Verena Übler


Donnerstag, 11. Juni

Mit dem Herzen lernen

Im Religionsunterricht schreibe ich den 23. Psalm an die Tafel. „Müssen wir das alles auswendig lernen?“ fragen mehrere Schüler. „Wie sollen wir das alles in unseren Kopf bekommen?“ Wahrscheinlich sehen sie sich schon mit weichen Knien vor der Klasse stehen und unsicher die Verse „Der Herr ist mein Hirte…“ aufsagen.

Im Englischen gibt es für das Auswendiglernen die Wendung „learning by heart“, etwas mit dem Herzen lernen. Und im Französischen heißt etwas auswendig wissen, „savoir par coeur“, etwas mit dem Herzen wissen. Das kommt auch dem Lernen in der Bibel näher als unser deutsches Wort Auswendiglernen. „Und diese Worte die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen …“ heißt es im Alten Testament über ein Gebet, das jedes jüdische Kind von klein auf auswendig lernt. Sich Worte zu Herzen nehmen, mit dem Herzen lernen und dann mit dem Herzen wissen – unser Auswendiglernen klingt demgegenüber viel kopfbezogener.

„Wir werden die Verse zusammen lernen, aber mehr inwendig als auswendig. Wir werden sie immer mal wieder gemeinsam sprechen, bis ihr sie könnt“, antworte ich den Schülern. „Ihr müsst sie nicht aufsagen. Lernt sie mehr für euch. Diese Worte sind zu wertvoll dafür, sie nur im Kurzzeitgedächtnis abzuspeichern, für eine Note aufzusagen und sie dann wieder zu vergessen.“

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ich das immer noch auswendig weiß, was für mich persönlich wichtig und wertvoll geworden ist und was ich verinnerlicht habe. Worte, die Geborgenheit und Vertrauen vermitteln, wie die des 23. Psalms, mein Taufspruch oder Geschichten, können uns zu einem Schatz werden, den wir in uns tragen. Vielleicht haben auch Sie einen solchen Bibel- oder Liedvers, der Ihnen wertvoll geworden ist und Sie seit langem begleitet.

Ich glaube, wir brauchen diesen Vorrat an Hoffnungsbildern in unseren Herzen, Kinder wie Erwachsene. Worte und Bilder, die vom Kopf ins Herz wandern und die uns nähren können. Worte und Bilder, die wir hervorholen können, wenn wir sie brauchen, mitten am Tag, schlaflos in der Nacht, in guten und in schwierigen Zeiten.

Felix Breitling  

 


 

Mittwoch, 10. Juni

„… und alle wurden satt!“

Die Tageslosung für heute lautet:
„Das Mehl im Krug ging nicht aus, und der Ölkrug wurde nicht leer nach dem Wort des Herrn, das dieser durch Elia gesprochen hatte.“ (1. Könige 17, 16)

Zu dieser Losung wurde folgender Lehrtext ausgesucht:

„Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. Und sie aßen alle und wurden satt.“ (Markus 6, 41-42)

Alle wurden satt? Mit zwei Fischen und fünf Broten? Ein Wunder, das bisweilen wirklich geschieht, wie die folgende Geschichte deutlich macht:

Über fünfzig Menschen, Alt und Jung, vom kleinen vierjährigen Jan bis zur siebzigjährigen Großmutter Anna hatten, hatten sich zu einem Familienwochenende auf den Weg gemacht. Sie waren losgezogen, um Gottes Schöpfung zu entdecken.
Die einen zogen zu einem Bauernhof, die anderen waren mit einem Mühlenbäcker verabredet. Dort durften sie ein Stück vom vorbereiteten Teig kneten und ein Brot formen. Das Feuer im Holzofen vor der Backstube war schon angefacht. Der Bäcker wischte das Reisig zur Seite und mit einem großen Schieber schob er die Brote in den Ofen. In der Zwischenzeit zeigte er ihnen die Mühle. Sie schauten zu, wie die Körner vermahlen wurden, um dann mit Wasser, Salz, Hefe und Sauerteig zu Brotteig gemischt zu werden. Aber bald ging es wieder zum Backhaus. Sie konnten es kaum erwarten, endlich zog er die dampfenden, braun gebrannten Brote aus dem Ofen.
Am Abend trafen sich die drei Gruppen auf dem Heimweg. Der Weg war lang, und einige kleine Kinder mussten getragen werden. Die Arbeit hatte sie alle müde, aber auch hungrig gemacht.
Auf einmal hatte die Gruppe, die auf dem Bauernhof war, eine Idee: „Lasst uns eine Pause machen. Hier auf der Lichtung ist genau der richtige Platz für eine Rast.“ Sie schwenkten ihre Becher mit den Butterballen und holten die Milchkanne hervor, die ihnen der Bauer zum Abschied mitgegeben hatte, voller frischer, kühler Milch. Beides stellten sie auf einen großen Baumstumpf. „Ihr habt doch Brot gebacken!“ Erwartungsvoll blickten sie auf die anderen, die bei der Mühlenbäckerei waren.
Doch die Brotbäcker schauten gar nicht fröhlich. „Das Brot ist doch noch viel zu frisch, um es zu essen.“ – „Und außerdem, die paar Brote für so viele Menschen!“
Viele der Großen wollten das Brot mit nach Hause nehmen, um es dort zu zeigen oder es aufzubewahren als Erinnerung. „Ich möchte mein Brot eigentlich nicht anschneiden“, sagte ein Vater, „ihr müsst das verstehen. Es ist das erste Mal, dass ich selber Brot gebacken habe.“ – „Lasst uns doch nachher im Heim essen, da ist doch genug Brot für alle!“ Die Stimmung in der Gruppe war schlecht. Unbemerkt krabbelte da der kleine Jan von der Schulter seines Vaters und begann, in seinem Rucksack zu kramen. Auch er hatte ein Brot gebacken, natürlich mit Hilfe seiner Geschwister, aber es war sein Brot. Er hatte aus dem Teig ein kleines Haus geformt. „Ich gebe mein Brothaus!“ rief er laut und hielt es hoch über seinen Kopf.
Betretenes Schweigen. „Nein, dein Brothaus soll nicht angeschnitten werden.“ Eine Frau machte ihren Rucksack auf. „Ich hole mein, nein, unser Brot! Wartet!“
Und auf einmal öffneten sich die Taschen und in die Gruppe kehrte die Fröhlichkeit dieses schönen Tages zurück. Da zeigte sich, dass viel zu viel Brot da war. Alle sollten essen und probieren. Mit der kühlen Milch und der frischen Butter schmeckte es aber auch zu gut an diesem Abend auf der Waldlichtung. Und alle wurden satt. Die Abenddämmerung zog herauf, aber keiner wollte aufbrechen, diese Gemeinschaft tat so gut. Ein Geschenk Gottes zum Abschluss dieses Tages, so dachten viele von ihnen.

[aus: Ulrich Walter, Gottes Spuren suchen, Gütersloh 2002]

Verena Übler


Dienstag, 9. Juni

Baustelle

Es wird viel gebaut in München. Kräne, Bagger, Gerüste, gesperrte Gehwege gehören in diesen Jahren zum Stadtbild. Mein Wohnblock wird gerade um ein ganzes Stockwerk erweitert und auch der Garten im Innenhof wird neu gestaltet. Jeden Tag ist etwas Neues zu entdecken. Hügel werden aufgeschüttet, Steine positioniert. Sogar ein Baum wurde umgesetzt. Viel zentraler hat er nun seinen Platz inmitten der Landschaft und nicht mehr am Wegesrand. Neue Wege entstehen.

Was können wir entdecken, wenn wir unsere eigene innere Landschaft betrachten? Wo gibt es nahezu unerklimmliche Berge und Hügel? Wo finden sich die Bäume, die mir Halt und Schatten geben? Wo ist der Ort, an dem ich mich einfach wohlfühle? Was würde ich vielleicht gerne verändern? Welchen Baum würde ich gerne versetzen?

Ich stelle mir es schön vor, eine Landschaft zu entwerfen, neu zu gestalten. Ggf. auch eine Korrektur vorzunehmen und darauf aufzupassen. Haben die Elemente, die ich hervorheben will, die gut sichtbar sein sollen, genügend Raum zum Atmen und zum Entwickeln ihrer Kraft? Wo finden die Elemente einen guten Platz, welche ich lieber verdecken möchte oder die ganz besonderen Schutz brauchen?  So viel auch konstruiert, gebaut und entworfen wird, manches kann  nicht beeinflusst werden. Wird der neue Baum anwachsen? Regnet es genug? Welche Tiere werden die Landschaft beleben oder auch zerstören?

Es braucht Vertrauen. In jedes Element. Und in das Ganze. Auch in meine innere Landschaft. Bei jedem Schritt der Baustelle.

Carolin Lochner


Montag, 8. Juni

Glauben weitergeben

So wie eine Kerze an der Flamme einer anderen angezündet wird, so entfacht sich Glaube an Glauben. Gewiss ist Gott es, der ihn wirkt, aber er wirkt ihn im Menschenwesen. Und so ist der Mensch dem Menschen Weg zu Gott.
(Romano Guardini)

Wer waren und wer sind die Menschen auf meinem Glaubensweg?
Was ist mir auf meinem Glaubensweg besonders wichtig geworden?
Wie gebe ich Glauben weiter?

Felix Breitling


Sonntag, 7. Juni

Predigt siehe "Predigten zum Nachhören"


Samstag, 6. Juni

Trinitatis – Gott in Beziehung

Wenn ich darüber nachdenke, was mein Leben reich macht, dann sind es Begegnungen und die Beziehungen zu anderen Menschen. Auch wenn Beziehungen nicht immer einfach sind.

Der Schweizer Theologe und Dichter Kurt Marti hat vom „geselligen Gott“ gesprochen. Von Gott, der in Beziehung geht, der sich in den Rhythmus des Lebens hineinbegibt – als Vater, in Jesus Christus und im Heiligen Geist. Und von Gott, der in sich selbst Beziehung ist. Für manch einen vielleicht etwas provokativ hat Marti Gott als eine „Beziehungskommune“ bezeichnet. In einem seiner Gedichte schreibt er:
„Weder Berührungsängste. Noch hierarchische Attitüden.
Eine Gottheit, die vibriert vor Lust, vor Leben.
Die überspringen will auf alles,
auf alle.“

Marti nähert sich so dem Geheimnis des dreieinen Gottes an. Gott ist kein Gott, der fernab von den Menschen über allem thront. Er hat keine Berührungsängste. Gott fängt mit den Menschen eine Geschichte an, kommt ihnen nahe und wendet sich ihnen vielfältig zu. Er hat Lust auf Beziehung.

Morgen, am Sonntag Trinitatis, feiern evangelische wie katholische Christen das Fest der Heiligen Dreieinigkeit. So populär wie die anderen christlichen Feste wurde Trinitatis nie, wahrscheinlich weil der Gedanke der Dreieinigkeit für viele reichlich abstrakt ist.

Eigentlich schade, denn dieser Sonntag ist eine Möglichkeit zu feiern, wie vielfältig Gott mit uns Menschen in Beziehung tritt und in unser Leben kommt.

Als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Als Gott, der über uns ist, der neben uns und mit uns ist und als Gott, der in uns ist. Der morgige Sonntag könnte auch ein Tag sein, an dem wir uns bewusst werden, dass wir Menschen als Ebenbild Gottes Beziehungswesen sind. An dem wir danken für schöne Beziehungen und ihm die schwierigen und schmerzhaften Beziehungen in unserem Leben anvertrauen. 

Felix Breitling


Freitag, 5. Juni

Göttliche Erkenntnis oder Erkenntnis über Gott

Ich teile heute einen Gedanken zum Tag aus der Bahnhofkirche Zürich in der Schweiz mit Ihnen.

Die Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich ist ein ökumenisches Angebot der katholischen und der reformierten Kirche von Stadt und Kanton Zürich und offen für alle Menschen, gleich welcher Religion oder Konfession. Sie ist eine Kirche am Weg, eine Werktagskirche. Herausgesucht habe ich das sogenannte Weg-Wort mit dem Titel: Lob des Nichtwissens

https://www.bahnhofkirche.ch/2020/05/28/lob-des-nichtwissens/

Carolin Lochner


Donnerstag, 4. Juni

Nahleben-Erfahrung

Wenn ich selbst im Gottesdienst sitze und eine Predigt höre, dann bleibe ich oftmals an einer ungewöhnlichen Formulierung hängen. Ein Wort, das ein „Ach“ oder ein „Aha“ in mir auslöst. Der Titel dieses Beitrags aus der Bahnhofskirche Zürich ist so ein Wort: Nahleben-Erfahrung. Gibt es dieses Wort überhaupt? Was ist damit gemeint? Nahtod-Erfahrung kennt man ja, aber ‚Nahleben‘?

Sind Sie neugierig geworden?

Hier ist der Text:
https://www.bahnhofkirche.ch/2020/05/06/nahleben-erfahrung/

Verena Übler


Mittwoch, 3. Juni

Deutliche Worte

Da die St. John`s Kirche in Washington vom Weißen Haus aus durch den Lafayette Park gut zu erreichen ist, nutzten sie viele Präsidenten der USA, um dort zu beten und innezuhalten.

Donald Trump nutzte die Kulisse der Kirche nun für einen Auftritt vor Fotografen, bei dem er eine Bibel in der Hand hielt. Menschen, die vor dem Weißen Haus nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch mehrere Polizisten friedlich demonstrierten, wurden davor von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen gewaltsam vertrieben, um für Trump den Weg zur Kirche zu bahnen.

Die Bischöfin der Diözese Washington, zu der die St. John`s Kirche gehört, Mariann Edgar Budde, hat daraufhin in einem Interview der CNN deutliche Worte gefunden: „Der Präsident benutzte gerade eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch-christlichen Tradition, und eine der Kirchen meiner Diözese ohne Erlaubnis als Hintergrund für eine Botschaft, die im Widerspruch zu den Lehren Jesu und allem steht, wofür unsere Kirchen stehen“. In einer Rede hatte Trump mit dem Einsatz des Militärs gegen Demonstrantinnen und Demonstranten gedroht.

„I`m outraged – ich bin empört. Der Präsident hat nicht gebetet, als er nach St. John`s kam“ sagte die Bischöfin im Interview. Der Spiegel zitiert sie mit den Worten: „Trump erkenne nach dem Tod von George Floyd die Qualen der People of Color in den USA nicht an. Ihre Diözese folge Jesus und dem ‚Weg der Liebe‘“.(1)

Gut, dass sie als Vertreterin der Kirche so klare und deutliche Worte gefunden und sie ausgesprochen hat.

Felix Breitling
 

  1. https://www.spiegel.de/politik/ausland/minneapolis-der-fall-george-floyd-die-aktuellen-entwicklungen-in-den-usa-und-international-a-a1f91aa0-6a2c-43b9-9002-b463cb45acc2 [abgerufen am 02.06.2020, 8.57 Uhr]

Das Interview der CNN: https://www.youtube.com/watch?v=UloYEnF0ixk


Dienstag, 2. Juni

Fokussierung

Der Geburtstag ist vorüber. Die Feier war berauschend. Die Sonne hat ihren Teil dazu beigetragen, dass es gelungen war, das Fest. Doch was kommt nun? Erinnerungen sind zwar schön. Aber das Leben muss ja auch gelebt werden. Wie wirkt der Geist weiter? In unserem Leben und im Leben der Kirche? Wie können wir uns auch im Alltag darauf rückbesinnen und den Geist wirken lassen?

Vielleicht können wir in dieser kurzen Woche uns etwas vornehmen. Nur etwas Kleines.

Vielleicht ein Lächeln am Morgen nach dem Aufstehen – symbolisiert mit einem Smiley am Spiegel als Gedächtnisstütze. Oder vielleicht auch ein Wort, ein Satz, der uns daran erinnert, dass Gott uns schon einmal so reich beschenkt hat.

Vielleicht kann ich mir auch vornehmen, dass ich mit offenen Augen interessiert unterwegs bin in meinem Viertel, in der Arbeit. Wovon kann ich mich überraschen lassen in diesen vier Tagen?

Vielleicht möchte ich mir auch vornehmen, an jedem Abend dies Gebet zu sprechen und gespannt zu sein, was es in mir bewirkt.

Herr, der Tag war voller Arbeit.
Dafür sein, dagegen halten, laute Worte,
und dann doch Einvernehmen.
Hattest du deine Hand im Spiel?
Ich danke dir, Herr, für diesen Tag,
an dem du uns Brücken gebaut hast. Amen.

(Quelle: VELKD, Abendgebet 22.05.2020)

Was auch immer es ist: Vier Tage Zeit im Arbeitsalltag, uns von der Kraft des Heiligen Geistes überraschen zu lassen.

Carolin Lochner


Montag, 1. Juni

„Rausgehen ist wie Fenster aufmachen - nur krasser!“

An Pfingsten feiern wir, dass die Jünger*innen es gewagt haben. Sie sind raus aus ihren Häusern, in die sie sich verkrochen hatten. Und in der Tat ist es dann so richtig krass geworden. Aufruhr, Tumult und Ekstase. Der Heilige Geist in Feuerzungen hat sie ergriffen. Die Anspannung ist abgefallen, Fröhlichkeit und Lachen haben sich ausgebreitet. Alle haben sich verstanden, waren ein Herz und eine Seele, egal woher sie kamen.
Petrus ist zu Höchstform aufgelaufen und hat die Predigt seines Lebens gehalten. Die blieb nicht ohne Wirkung. Seine Worte waren so überzeugend, dass sich an diesen Tagen – so heißt es – etwa 3000 Menschen taufen ließen. Krass.
Und dann ging es weiter. Es heißt, dass sie „beständig in der Lehre der Apostel*innen blieben und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“
Seit 2000 Jahren haben sich die Christ*innen an diese Grundpfeiler gehalten: Lehre, Gemeinschaft, Brotbrechen, Gebet. Einmütig ist es nicht geblieben. Auf den Grundpfeilern wurden viele verschiedene Häuser gebaut. Es gab auch Zerwürfnisse. Wir tun gut daran, in den ökumenischen Bemühungen nicht locker zu lassen. Wenn wir uns immer wieder an die Grundpfeiler erinnern, stellen wir fest, dass uns viel mehr verbindet, als uns trennt.
„Jesus Christus ist der Herr!“ unterm Strich ist es das, was Petrus in seiner Predigt sagen wollte. Unter diesem Bekenntnis sind im Ökumenischen Weltkirchenrat 350 Kirchen vereint, zu denen mehr als eine halbe Milliarde Mitglieder zählen. Krass.

Verena Übler

Zum Weiterlesen: www.oikoumene.org