Mittwoch, 30. September
Ich freue mich immer darauf, wenn viermal im Jahr das Magazin des Alpenvereins im Briefkasten liegt. Ich bin eher der Bergwanderer und für die meisten Touren, über die im Magazin berichtet wird, fehlen mir Erfahrung, Kompetenz und wahrscheinlich auch die Kondition. Früher habe ich mir daher gedacht, als ich das Magazin durchgeblättert habe: „Das ist sowieso nichts für mich. Ich werde keinen Viertausender besteigen und auch keine steilen Felswände hochklettern.“
Mittlerweile habe ich meine Einstellung geändert. Ich blättere das Heft durch, lese die Berichte und stelle mir vor, wie es wäre, dort oben zu stehen oder in der Felswand zu hängen. Ich spüre die Sehnsucht nach der Weite und der Stille in den Bergen. Manchmal rieche ich beim Anschauen der Bilder sogar die hochalpine Bergluft und höre das Knarzen des Schnees unter meinen Schuhen. Ich genieße die Wärme der hochgelegenen Berghütte. Für ein paar Minuten gerate ich ins Träumen.
Die Phantasie und unser Vorstellungsvermögen sind für mich faszinierende Gaben. Sie bringen mich immer wieder zum Staunen.
Felix Breitling
Dienstag, 29. September
Michaelistag
Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. (Psalm 91,11+12)
Ein Schutzengel für mich, der mich behütet, begleitet und bewahrt.
Doch Engel können nicht nur das: Sie sind Boten Gottes, sie verkündigen wichtige Dinge oder zeigen den rechten Weg. Menschengleich werden sie beschrieben. Wer weiß schon, ob es nicht ein Engel war, der mir behutsam unbequeme Wahrheiten beigebracht hat? Vielleicht hat auch ein Engel die Türe geöffnet, die bislang immer verschlossen war?
Und Engel können kämpfen. So der Erzengel Michael, der gegen den Drachen kämpfte und diesen mit anderen Engeln aus dem Himmel stieß. Der Kampf für das Gute mit viel Macht und Kraft. Der Name Michael bedeutet „Wer ist wie Gott?“ Keiner ist wie Gott. Auch nicht Michael.
Heute ist Michaelistag. Ein Gedenktag für den Erzengel Michael und alle Engel. Ob schützend, kämpfend oder verkündigend: Immer im Auftrag des Herrn unterwegs. Wahre Boten Gottes.
Carolin Lochner
Montag, 28. September
„Man sollte die Arbeit nicht ununterbrochen fortsetzen. Man bekommt wieder frische Kraft, wenn man ein wenig geruht und sich erholt hat.“ (Seneca)
Zwei Mädchen spielen im Wald. Nach einer Weile sehen sie einen Holzfäller, der hastig und sehr angestrengt dabei ist, einen auf einem Boden liegenden Baumstamm zu zerteilen. Er stöhnt und schwitzt und scheint viel Mühe mit seiner Arbeit zu haben. Die beiden Freundinnen treten näher und schauen ihm eine Weile zu. Schließlich fragt die eine: „Hör mal, deine Säge ist ja ganz stumpf. Warum schärfst du sie nicht?“ Der Holzfäller schaut nur kurz auf und zischt durch die Zähne: „Dazu habe ich keine Zeit, ich muss sägen!“
(Quelle unbekannt)
Felix Breitling
Sonntag, 27. September
Predigt von Pfarrer Felix Breitling siehe Predigten zum Nachhören
Samstag, 26. September
Vielfalt oder Überfluss
In den großen Supermärkten werde ich bei vielen Artikeln mit einer schier unübersehbaren Vielfalt von Marken konfrontiert, die sich vermutlich nur minimal unterscheiden. Manchmal denke ich mir, ob das wirklich noch eine Vielfalt, oder nicht eher ein Überfluss ist?
Bei einer Wanderung entdeckte ich vor kurzem eine andere Art von „Vielfalt“. Ein Bauernhof stellte auf einem Holzbrett eine Reihe von alten Apfelsorten vor. Diese bunte Mischung konnte man daneben gleich kaufen - was ich gerne tat. Ich hab mir zwar die Namen nicht gemerkt, aber ich genoss jeden einzelnen Apfel. Alle schmeckten sehr lecker und ganz unterschiedlich – von säuerlich bis süß. Und sie waren schön anzusehen, jeder Apfel hatte neben den Geschmack auch eine individuelle Größe, Struktur und Form.
Wie viele Apfelsorten gibt es überhaupt? Im Internet fand ich Zahlen zwischen 20.000 und 30.000 weltweit, davon ca. 2000 in Deutschland. Viele dieser Sorten wurden schon seit Jahrhunderten gezüchtet und so gab es irgendwann in jedem Landstrich eine große Vielfalt an Sommer-, Herbst- und Winteräpfeln, an Tafel-, Brat- und Kochäpfeln, die den jeweiligen Bedürfnissen und klimatischen Verhältnissen optimal angepasst waren.
„Gab“ - muss man leider sagen. Denn diese Vielfalt an Apfelsorten ist nun am Aussterben. Sie werden nicht im Supermarkt verkauft, denn dort gibt es nur die wenigen Sorten, die einen maximalen Ertrag bieten, auch nach Transport und Lagerung noch wie neu aussehen und möglichst normgerecht geformt sind. Alle anderen würden vermutlich liegen bleiben. Letztendlich bestimmt auch die Nachfrage das Angebot.
Ohne Nachfrage und ohne wirtschaftliche Bedeutung wird es irgendwann keine alten Obstsorten mehr geben, sie werden höchstens noch eine Zeitlang in Privatgärten oder bei engagierten Biobauern überleben. Oder am Ende nur noch in einer Gen-Datenbank aufbewahrt werden, wenn überhaupt.
Mit den alten Apfelsorten, wie mit jeder einzelnen bedrohten Tier- und Pflanzenart, verschwindet immer ein Teil der Schöpfung, ein Teil unserer Mitwelt. Und es verschwindet mit den Streuobstwiesen, die oft die Landschaft prägten, auch ein Stück Kulturerbe.
Es ist wichtig, dass wir das überhaupt wahrnehmen, und noch wichtiger, dass wir es nicht einfach hinnehmen.
Zumindest bei den Äpfeln würde es ein wenig helfen, wenn wir bei der nächsten Wanderung im Voralpenland oder auf einem Bauernmarkt die Augen offen halten und - wenn möglich - auch einmal alte Obstsorten kaufen. Damit unterstützen wir den Anbau und den Erhalt dieser einheimischen Sorten.
Und vor allem: sie schmecken lecker und sind bestimmt gesund!
Mathias Brandstätter
Freitag, 25. September
Philemon und Baucis
Manchmal, wenn ich zwei Bäume sehe, deren Wipfel eng miteinander verschlungen sind, muss ich an die großartige Liebesgeschichte von Philemon und Baucis aus der griechischen Mythologie denken. In meiner Schule in Erlangen haben wir sie im Griechisch-Unterricht übersetzt.
Ich finde sie bis heute herzallerliebst. Ovid hat sie uns in den Metamorphosen überliefert.
Philemon und Baucis waren ein altes Ehepaar und lebten in einer Stadt in Phrygien. Eines Tages kamen Göttervater Zeus und sein Sohn Hermes in die Stadt, aber niemand gewährte ihnen Gastfreundschaft – außer Philemon und Baucis, die in einer ärmlichen Hütte am Stadtrand lebten.
Als Zeus und Hermes zur Strafe die Stadt vernichteten, verschonten sie die Hütte und verwandelten sie in einen Tempel aus Marmor und Gold. Philemon und Baucis hatten einen Wunsch für die Zukunft frei. Sie wünschten sich, fortan als Priester in diesem Tempel zu dienen und einmal gleichzeitig zu sterben, damit weder der eine noch die andere ins Grab des anderen schauen musste.
Und so sollte es auch kommen:
“Nach einer Reihe von Jahren, als ihre Zeit gekommen war, sahen zugleich Philemon und Baucis wie sich ihre Körper mit grünen Blättern und Zweigen bekleideten, einmal als Eiche, und einmal als Linde..
Als über ihre Gesichter schon die Wipfel der Bäume wuchsen sprachen sie noch miteinander, solange es ihnen vergönnt war, und sagten sich Lebewohl.
Danach verhüllten sie Zweige und Laub.
Heute noch stehen Stamm neben Stamm sich nah', aus den beiden Körpern gewachsen.”
Verena Übler
Donnerstag, 24. September
Wandle sie in Weite
Ich glaube daran, dass Gott etwas wandeln kann in unserem Leben. Von der Enge zur Weite. Von der Ohnmacht zur Stärke. Von der Sprachlosigkeit zum versöhnenden Gespräch.
Wenn ich das Gefühl habe, mein Blick wird eng, es wird alles zu viel, eine Situation ist so verfahren, dass ich gerade nicht weiß, wie ich sie lösen kann, dann singe ich dieses Lied. Denn ich glaube daran, dass Gott etwas wandeln kann in unserem Leben:
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich.
Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.
Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.
Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich.
Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, bringe ich vor dich.
Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.
(Eugen Eckert, in: Kommt, atmet auf, 083)
Zum Nachhören:
https://www.youtube.com/watch?v=VKVDTj-F70E
Felix Breitling
Mittwoch, 23. September
100 Menschen
Haben Sie Lust auf ein Experiment? Lassen Sie sich inspirieren von der Idee, die hier vorgeschlagen wird.
An einem dieser seltenen Tage mochten wir uns vom Strand nicht lösen, fast alle anderen Menschen waren schon gegangen, die Strandkörbe eingeklappt. Wir hatten längst alle Zeitungen gelesen, das Transistorradio war in der Badetasche verstaut, ”es gibt keine Musik, die zu dieser herrlichen Stimmung passt”, meinte meine Frau, eine leise Ermahnung.
”Morgen dürfen wir nicht vergessen, unseren Freund in Tel Aviv anzurufen”, sagte sie nun.
”Wie könnte ich seinen Geburtstag vergessen”, antwortete ich, etwas gereizt, da wir doch beide wissen, was er uns bedeutet.
Und plötzlich war der Gedanke da: Schreiben wir doch einmal die Namen all jener Menschen auf, die in unser Leben auf irgendeine Weise eingegriffen haben, die für uns wichtig waren, denen wir etwas sein konnten, ohne die mit Sicherheit alles anders verlaufen wäre.
”Das wird ja eine endlose Liste”, sagte ich.
”Dann schreiben wir nur hundert Namen auf”, schlug meine Frau vor.
Was nun geschah, wurde zu einer spielerischen Zwischenbilanz des Lebens. (...)
Es dauerte nicht lange, da hatten wir jedoch weit über hundert Namen. (...)
Der ganze Reichtum des Lebens, hier war er versammelt. Tausend Erinnerungen stiegen auf.
(...) Und die Bestätigung der Erkenntnis, die wir dem Philosophen Martin Buber verdanken:
”Alles menschliche Leben ist Begegnung.“
[Quelle unbekannt]
Verena Übler
Dienstag, 22. September
Wie Franziskus den Krähen predigt
Von Franz von Assisi ist überliefert, dass er der Schöpfung sehr zugewandt war, dass er sie als Mitwelt - und nicht nur als Umwelt - wahrgenommen hat. Und dass er in jedem Geschöpf eine eigene Individualität gesehen und sie ernst genommen hat. Hier seine "Predigt an die Krähen":
„Wie gerne höre ich euch zu, liebe Schwestern.
Ihr Krähen habt erfaßt, worauf es ankommt. Ihr ruft, so laut ihr nur könnt: ‚qua! qua!‘, und das heißt, in unsere Sprache übersetzt: ‚hier! hier!‘. Ja, hier und jetzt sollen wir Gott loben, hier und jetzt sollen wir den Frieden schaffen, hier und jetzt gut sein und gerecht.
Es gibt genug von diesen Vögeln, die uns vertrösten mit ihrem ‚lä! lä!‘, was in unserer Sprache heißt: ‚dort! dort!‘. Ihr dagegen habt den Sinn für den Augenblick, der jetzt da ist und nie wieder kommt. Ihr begreift, dass der Glaube konkret ist und nicht auf später vertrösten darf. So wollen wir Gott loben und preisen, hier und jetzt, und wir wollen einander lieb haben und etwas spüren vom Himmel, der im Hier und jetzt geborgen ist.
Aber eines möchte ich trotzdem noch sagen: Ihr solltet mir ein wenig fröhlicher sein. Warum seid ihr so schwarz? Ist das Leben denn so dunkel und trübe? Gibt es nicht viele Lichtblicke, nicht viel überfließendes Leben, nicht immer Worte und Taten, die uns froh machen können? Und gibt es nicht in der Mitte der Schöpfung diesen wunderbaren Jesus, der sich hingibt, damit ihr, ich und die ganze Welt leben?
Ach, wie kurz ist die Zeit. So füllt sie mit Leben. Seid Propheten für ein Leben vor dem Tod. Zieht darum bunte Kleider an, helle und farbige, die etwas widerspiegeln von der Buntheit des Lebens und von der Herrlichkeit der Welt, die uns in Aussicht gestellt ist.“ (1)
Mathias Brandstätter
(1) A. Rotzetter: Wunderbar seid ihr erschaffen. Wie Franziskus den Tieren predigt, Freiburg 1998 (zitiert aus „Spiritualität entdecken“ Katholische Akademie in Bayern, 2005)
Montag, 21. September
Was suchst du?
Ein Gespräch zwischen Jesus und dir. Ein Weg-Wort der Bahnhofskirche Zürich. Was ist deine Antwort?
https://www.bahnhofkirche.ch/2020/09/08/was-suchst-du/
Carolin Lochner
Sonntag, 20. September
Ansprachen von Pfarrerin Verena Übler im Morgen- und Abendgottesdienst siehe Predigten zum Nachhören
Samstag, 19. September
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Friedrich Schiller)
Wir waren gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause. Mitten auf der Wiese im Michaelianger standen ein alter Feuerwehrwagen, Staffeleien, Tische mit alten Schreibmaschinen und Planen, auf denen große Ytongsteine lagen. Das „Art-Mobil“, ein Kunstprojekt für Kinder (und Erwachsene), war zu Besuch in Berg am Laim.
„Na gut, wir können ja mal eine Viertelstunde schauen und dann fahren wir aber nach Hause.“ Schließlich saß ich auf einer der Planen, klopfte und feilte versunken an einem der Ytongsteine, hatte nach einer Stunde (die Zeit hatte ich vergessen) eine kleine Skulptur in der Hand und das Gefühl von Glück.
Zuerst habe ich überlegt, die kleine Skulptur dem Gedanken zum Tag als Foto anzufügen – aber um die Skulptur geht es nicht. Das Besondere für mich war dieses völlige Versunken- und Vertieftsein ins Tun, das Sein und Aufgehen im Moment, das Vergessen der Zeit und der Welt um mich herum.
Glücksforscher nennen das ein „Flow-Erleben“. Solche Momente kann ich nicht herbeiführen, sie fallen zu und sind ein Geschenk. Was ich tun kann, ist, mir für diese Momente eine Offenheit zu bewahren. Vielleicht hatte Jesus ja auch solche Glücksmomente im Sinn, als er davon sprach, wie die Kinder zu werden.
Felix Breitling
Freitag, 18. September
Sonne und Schatten
„Wende Dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich!“
Eine Kalenderweisheit. Aber wie das so ist mit Kalenderweisheiten, irgendwie ist schon was dran. Schwierige Momente, schlimme Ereignisse, große Herausforderungen können sich wie ein Schatten auf einen Menschen legen. Man kann an nichts anderes mehr denken. Nirgendwo ist ein Lichtblick. Manchmal können solche Schatten ein Leben lang den Blick verstellen. Wäre es nicht schön, wenn man sie wirklich hinter sich fallen lassen könnte? Nur wie? Was ist die Sonne in so einem Fall?
Das Bild erinnert mich daran, dass der Blick zum Kreuz diese Sonne sein kann. Zum Kreuz, zu Jesus Christus dürfen wir mit allem kommen. Er ruft uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
„Erquicken“ – das ist nichts anderes, als der Moment, wenn die Schatten hinter mich fallen und der Blick ungetrübt den nächsten Schritt erkennt.
Verena Übler
Donnerstag, 17. September
Auszeit
So ein Schwein hat´s gut, liegt gemütlich in der Sonne, muss sich um nichts kümmern und scheint sein Leben zu genießen. Und da es im Tierpark Hellabrunn wohnt, muss es sich vermutlich auch keine großen Sorgen um die Zukunft machen.
Ich denke, die meisten von uns würden gerne ab und zu ihre Zeit so genießen können, ohne Termindruck, ohne Sorgen, ohne zu erledigende Aufgaben. Oft denkt man sich: „nur noch dies und das erledigen, dann kann ich mir etwas Ruhe gönnen.“ Aber dann stehen schon die nächsten Themen in der Warteschlange und alles wird weiter nach hinten verschoben.
Ja, oft haben wir den Eindruck, wir werden nur noch getrieben und sind fremdbestimmt. Auch wenn wir wissen, dass das auf die Dauer nicht gesund ist, können wir nichts dagegen tun.
Ist das wirklich so?
Liegt es nicht auch daran, dass wir (zu) viele Themen in unser Leben packen wollen?
Dass wir Angst haben, irgend etwas zu versäumen?
Dass wir uns angesichts vieler Möglichkeiten nicht entscheiden können und dann alle Optionen wahrnehmen wollen?
Dass wir zu selten „nein“ sagen?
Probieren wir es doch einfach mal aus und nehmen uns eine kleine (oder größere) Auszeit, in der wir uns im wahrsten Sinn des Wortes „aus-der-Zeit“ fallen lassen und nichts tun. Einfach nichts.
Mathias Brandstätter
Mittwoch, 16. September
Der treue Menschenhüter
Gottvertrauen, an jedem Tag neu. Stimmen wir ein in Psalm 121:
1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Von nun an bis in Ewigkeit.
Carolin Lochner
Dienstag, 15. September
„Eins zu Eins. Der Talk“ heißt eine meiner Lieblingssendungen im Radio auf Bayern 2. Eine Moderatorin oder ein Moderator spricht eine Stunde mit einem Gast.
Ob es ein gutes Gespräch wird, hängt sehr von den Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren ab. Ich bin immer gespannt, mit welcher Frage sie das Gespräch eröffnen. Die erste Frage kann, wenn sie gut ist, ein wahres „Sesam öffne dich“ sein.
„Fragen können wie Küsse schmecken“. So lautet der Titel eines Buchs, dass ich mir vor einiger Zeit gekauft habe. „Die Frage ist der Auftakt zu mehr, sie ist der Beginn eines Miteinanders, das erst endet, wenn die Fragen ausgehen“ heißt es dort. Das Buch enthält viele Beispiele für viele schöne Fragen. „Welches ist Ihre längste Freundschaft? Was ist das Geheimnis Ihrer bleibenden Verbindung?“ ist z.B. so eine Frage. Oder: „Stellen Sie sich vor, man schenkt Ihnen eine Zeitreise. In welcher Epoche würden Sie aussteigen? Was möchten Sie dort erleben?“ oder: „Was würden Sie sagen: In welchem Moment sind Sie erwachsen geworden?“ …
Probieren Sie es doch mal bei Ihrer nächsten Begegnung: Werden Sie kreativ und überlegen Sie sich eine schöne, charmante Frage für Ihr Gegenüber. Gute und wohlformulierte Fragen sind ein großes Geschenk.
Felix Breitling
Montag, 14. September
„Komm mit!“ sagte der Esel, „etwas Besseres als den Tod findest du überall.“
Für mich ist das einer der weisesten Sprüche überhaupt. In dem Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ sagt es eben der Esel zum Hahn. Er will ihn motivieren, mit ihm zu kommen. Mit ihm und dem Hund und der Katze.
Alle vier sind alt und wurden aus dem Haus gejagt. Weil sie zu nichts mehr taugen, unnütz sind. Der Hund ist zu schwach, um ein Wachhund zu sein, die Katze nicht mehr schnell genug zum Mäusefangen und die Stimme des Hahns ist so eingerostet, dass er kaum noch ein Kikeriki herausbekommt. Hund, Katze und Hahn haben sich fast schon aufgegeben. Resigniert, enttäuscht und müde wissen sie nicht, wohin mit sich – und warten auf den Tod. Einzig der Esel will sich nicht mit seinem Schicksal abfinden. Er schafft es aufzubrechen, er hat ein Ziel: Bremen. Was er da vorhat, wird nicht gesagt. Vielleicht weiß er es selbst nicht.
Nacheinander trifft er den Hund, die Katze und den Hahn. Sein Optimismus ist ansteckend.
Alle drei schließen sich ihm an: auf nach Bremen. Anfangs sind sie vielleicht nicht ganz sicher, ob sie wirklich etwas Besseres als den Tod gefunden haben. Aber spätestens als sie in ihrer Unterkunft von Räubern überfallen werden und diese mit ihren je eigenen Fähigkeiten, einer Portion List und Glück vertreiben, sind sie restlos überzeugt.
Wir haben letzte Woche beim Seniorennachmittag über dieses Märchen gesprochen. Eigentlich ging es um’s Wachsen. Um die Frage, ob man irgendwann „ausgewachsen“ ist oder ob man ein Leben lang wächst?
Ich bin überzeugt, persönliches Wachstum hat keine Grenze. In jeder Altersstufe gibt es Neues zu entdecken, Unbekanntes zu erleben, Erfahrungen zu machen und mit all dem zu wachsen.
Kein Mensch ist unnütz, egal wie alt er ist. Und niemand darf sich einreden lassen, zu nichts zu taugen.
Der Esel macht mir Mut, auch in schwierigen Zeiten jeden Tag einen neuen Schritt zu tun, denn: „etwas Besseres als den Tod findest du überall!“
Verena Übler
Sonntag, 13. September
Predigt von Pfarrerin Verena Übler siehe Predigten zum Nachhören
Samstag, 12. September
Entscheidung
Am Petersberg, auf dem wir heute zusammen mit der Pfarrei St.Michael den Berggottesdienst feiern, führt ein Skulpturenweg durch den Wald. Die abgebildete Station trägt den Titel "Entscheidung".
Entscheidungen gehören zu unserem Leben, es gibt täglich davon unzählige - kleine und große, einfache und schwierige, unwichtige oder folgenreiche. Viele Entscheidungen treffen wir schnell und unbewusst, weil wir es vielleicht schon immer so gemacht haben oder weil es keinen großen Unterschied macht, ob wir links oder rechts herum gehen. Manche Entscheidungen ändern dagegen unser Leben. Sie erfordern oft viel Zeit und viel Energie. Aber Aufschieben ist auch keine Lösung, denn ungetroffene Entscheidungen belasten uns und nehmen uns Lebensenergie, können uns krank machen. Dagegen wirkt ein getroffene Entscheidung manchmal wie eine Befreiung, eine Last wird uns von den Schultern genommen.
Die Schwierigkeit bei Entscheidungen ist in der Regel, dass wir nicht bis ins letzte Detail, oft nicht einmal ansatzweise wissen, was unsere Entscheidung für Konsequenzen haben wird. Auch nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte können wir manchmal noch kein "richtig" und kein "falsch" erkennen.
Dann hilft es nur, Vertrauen zu haben und den Mut zur Entscheidung aufzubringen.
Genau das stellt die Skulptur dar -
die Mauer steht für das Innehalten vor dem Entscheiden, die Tür ist die Entscheidung, durch die wir im Vertrauen auf Gott gehen können.
Mathias Brandstätter
Freitag, 11. September
Der Hund
Der heutige Gedanke zum Tag ist mal wieder ein Weg-Wort der Bahnhofskirche in Zürich:
https://www.bahnhofkirche.ch/2020/09/02/der-hund/
Carolin Lochner
Donnerstag, 10. September
Auf dem Meditationsweg „In sich gehen“ zwischen dem Petersberg und Altomünster stehen immer wieder kleine Schilder mit Zitaten. Eines lautet: „Vertrauen ist eine riskante Vorleistung“.
Es stammt vom Soziologen Niklas Luhmann. Wir brauchen Vertrauen, um in einer komplexen Gesellschaft und einer oft unübersichtlichen Welt zurechtzukommen. Denn wir haben bei unseren Entscheidungen meistens nicht die Möglichkeit und auch nicht die Kompetenz, alles bis ins Detail zu überprüfen.
Wir brauchen Vertrauen. Ohne Vertrauen könnten wir keine Beziehungen eingehen, nicht verreisen, morgens nicht aufstehen und uns auf den Weg machen, ohne Vertrauen könnten wir nicht leben.
Wir gehen mit unserem Vertrauen in Vorleistung, in eine „riskante Vorleistung“ wie Luhmann sagt – unser Vertrauen kann schließlich auch missbraucht werden. Und das ist schwer, manchmal auch gar nicht wiedergutzumachen. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ heißt es auch. Oder wir sprechen von „blindem Vertrauen“ und „gesundem Misstrauen“.
„Vertrauen ist eine riskante Vorleistung“. Bezieht sich das eigentlich auch auf mein Gottvertrauen?
Felix Breitling
Mittwoch, 9. September
Glaubensbekenntnis
Ich glaube Gott,
dass du diese Welt geschaffen hast.
Ich glaube, dass du uns Menschen gewollt hast,
jeden von uns gleich liebst
und keine Unterschiede machst zwischen Rassen, Stand und Geschlecht.
Ich glaube Gott, dass du uns Jesus Christus, deinen Sohn gesandt hast,
der als Bruder unter uns Menschen lebte,
der uns die frohe Botschaft der Liebe und des Friedens verkündete
und der für uns am Kreuze starb.
Ich glaube an den heiligen Geist,
der auch jetzt unter uns weilt.
Der uns Kraft gibt, Gutes unter den Menschen zu tun,
der uns zwischen Gut und Böse unterscheiden lässt
und der uns zur Liebe führt.
Ich glaube, dass ich einst in Gemeinschaft mit allen
in dein Friedensreich ziehen werde.
Amen.
- Quelle unbekannt –
Verena Übler
Dienstag, 8. September
Die Kapelle am Auerberg
Im oberbayerischen Voralpenland mit seinen zahlreichen prächtigen Höfen gibt es noch viele kleine Hofkapellen. Diese wurden in den letzten Jahrhunderten oft errichtet, wenn der Weg vom Hof zur nächsten Pfarrkirche vor allem im Winter zu weit oder nur schwer begehbar war. Von Hundham, einem Ort zwischen Bad Feilnbach und Fischbachau beginnt ein schöner Rundweg, der sogenannte Hofkapellen-Wanderweg, der einige alte Hofkapellen verbindet. Und er führt auch zu einer äußerlich schlichten, aber insgesamt äußerst beindruckenden Kapelle, der neuen Jakobskapelle am Auerberg, die erst 2012 geweiht wurde.
Eine besondere und vermutlich einmalige Kapelle.
In einer dort ausliegenden Schrift ist die ökumenischen Weihepredigt von Pfarrer Striebeck auszugsweise abgedruckt, woraus ich hier zitiere:
„Die Jakobskapelle folgt einfach einem ganz neuem Konzept: Obwohl sie dasteht, als Stein-gewordene Manifestation von Handwerkskunst und Ästhetik, hört sie auf, Bauwerk zu sein, und kehrt zurück zum Ursprung des Begriffes „Kapelle“, wird Mantel. Diese Kapelle ist die Hülle für den suchenden Gläubigen, der sich hier einfindet und sie hört auf, Versammlungsraum zu (sein)… Der Mensch steigt gleich nach Betreten des Raumes ein paar Stufen empor. Er geht also dem unbekannten, aber erhofften Göttlichen ein paar Schritte entgegen; hebt ab vom Fundament und ist aufgefordert, im Raum einen Platz einzunehmen, der vielfach (…) dem Priester vorbehalten bleibt. Hier kann er sitzen und zu sich kommen, sich sammeln. Ist er bereit, so wird sein Blick emporgezogen zu einem runden Fenster, einem Auge auf die Welt, das ihn unwillkürlich und endgültig die Schranken der Architektur überwinden lässt… In der Ferne steht ein Kreuz, mit seiner Vertikale exakt ausgerichtet auf den Kirchturm von Irschenberg und mit seinem Querbalken den Horizont streifend – unaufdringliches Angebot an jeden Menschen, dem Ziel seiner Suchen, der Begegnung mit dem Göttlichen einen Namen zu geben.“
Ja, ein ganz neues Konzept, diese kleine Kapelle in der wunderschönen Landschaft. Wirklich einen Besuch wert.
Mathias Brandstätter
Montag, 7. September
Eine neue Woche beginnt. Der Blick geht in Richtung Schulen. Das Schuljahr in Bayern startet am morgigen Dienstag.
In den heutigen Anfangskonferenzen erhalten alle Lehrkräfte noch die letzten Anweisungen und Informationen. Wie immer und doch ist es so anders in diesem Jahr. Es geht auch um Masken, Abstände, Vorfahrtsregeln, den eigenen Schutz. Ein 32-seitiger Rahmen-Hygieneplan gibt Orientierung. Die Freude ist groß, dass es wieder losgeht. Mit allen. Zumindest zunächst. Alle müssen mithelfen, dass es so bleibt. Disziplin ist gefragt, füreinander da sein. Es wird spannend bleiben, ob die Maßnahmen ausreichen und (auch personell) durchgehalten werden können.
Welche Erfahrungen aus den letzten Monaten können auch jetzt im Schulhaus hilfreich sein? Wie lässt sich Schule ortsunabhängig gestalten und wie kann Technik dabei helfen, möglichst viel Schutz für die Schulfamilie zu bieten? Vielleicht können auch alle mithelfen, welche von Schule nicht direkt betroffen sind, z.B. dadurch, dass die öffentlichen Verkehrsmittel eine halbe Stunde vor Schulbeginn und nach Schulende nicht benutzt werden, wenn es zu vermeiden ist. Es beginnt ein spannendes Schuljahr voller Zweifel und Hoffnung, aber jedenfalls mit einem gemeinsamen Start am nächsten Tag. Gebe Gott seinen Segen dazu.
Carolin Lochner
Sonntag, 6. September
Predigt von Pfarrer Felix Breitling siehe Predigten zum Nachhören
Samstag, 5. September
Den Gärtnerinnen und Gärtner der Hochbeete im Gemeindegarten gehen sie ziemlich auf die Nerven. Sie fressen den Salat und den Mangold weg und scheinen über jedes Hindernis zu kommen. Vor kurzem bin ich ihnen in Nürnberg wieder begegnet, am Grab des Stadtheiligen Sebald in der Nürnberger Sebalduskirche. 12 in Bronze gegossene Schnecken tragen das Grab des Stadtheiligen.
Nach einer kleinen Recherche wurde mir dieser Zusammenhang jetzt klar: Jedes Jahr im Spätherbst produziert die Schnecke einen Deckel, mit dem sie dann ihr Schneckenhaus verschließt und sich so vor Kälte und Frost schützt. Kommt dann der Frühling wieder, kriecht sie wieder hinaus und sprengt den Deckel weg. Damit erinnert die Schnecke an den weggerollten Stein und das leere Grab und wurde zum Symbol der Auferstehung. Die Schnecke ist sozusagen ein Ostertier.
Für die meisten ist die Schnecke die personifizierte Langsamkeit, nicht umsonst sprechen wir vom Schneckentempo. Im 13. Jahrhundert symbolisierte sie Trägheit und Feigheit, erst später dann im 15. Jahrhundert innere Einkehr, Vorsicht, Klugheit und Selbsterkenntnis.
Die Schnecken werden nicht damit aufhören, den Salat wegzufressen und den Gärtnerinnen und Gärtnern Frust zu bereiten - ich plädiere aber hiermit für friedliche Methoden, mit diesen Ostertieren umzugehen.
Näheres zum Sebaldusgrab und den Schnecken finden Sie unter:
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2005/2/auch-ein-ostertier.php
Felix Breitling
Freitag, 4. September
Wo ist Gott?
Manchen Menschen fällt es schwer an Gott zu glauben, weil Gott unsichtbar ist.
Nicht zu sehen, nicht zu (be-)greifen. Wie kann man dann sicher sein, dass es Gott wirklich gibt? Wo ist der Beweis?
In meinem Studienjahr in den USA habe ich die feministische Theologin Carter Heyward kennengelernt, also nicht sie persönlich, sondern ihre Bücher.
Eine Aussage von ihr begleitet mich seitdem und bestärkt mich dann, wenn mich hin und wieder der Hauch des Zweifels anweht:
„Der menschliche Akt zu lieben,
Freundschaft zu schließen und
Gerechtigkeit herzustellen,
ist unser Akt
Gott
in der Welt
leibhaftig zu machen.“
Ja, diese Akte gibt es. Ich erlebe sie immer wieder. Gott ist da! Kein Zweifel.
Verena Übler
Donnerstag, 3. September
Ach, bleib mit Deiner Gnade
Die meisten werden vermutlich den Choral "Ach, bleib mit Deiner Gnade" kennen, den 1627 der Theologe Josua Stegmann geschrieben hat und der unter der Nummer 347 im Evangelischen Gesangbuch steht. Die eingängige Melodie wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Melchior Vulpius, dem damaligen Stadtkantor von Weimar, komponiert, ursprünglich für den Choral "Christus, der ist mein Leben".
Gut vierhundert Jahre später haben zwei bekannte Jazz-Musiker, der Trompeter Till Brönner und der Bassist Dieter Ilg, sich für ihre CD "Nightfall" (= Abenddämmerung) mit diesem Choral beschäftigt.
Herausgekommen ist dabei ein ganz besonderes und - wie ich finde - faszinierendes Werk, das auf der CD den Abschluss bildet.
Mathias Brandstätter
Mittwoch, 2. September
Ansichtspostkarte
Vor ein paar Tagen habe ich eine Urlaubs-Postkarte erhalten. Die erste in diesem Jahr, und wahrscheinlich wird sie auch die einzige bleiben. Zum einen, weil dieses Jahr viele nicht weit verreisen werden, aber vor allem, weil in meinem Bekanntenkreis inzwischen fast alle nur noch Whatsapp-Grüße verschicken.
Ist ja auch viel einfacher: ein oder mehrere Fotos mit der Handykamera, ein paar Worte dazu eingetippt, noch ein smiley, ein klick – und schon ist sie bei mir im elektronischen Briefkasten.
Dagegen die Postkarte: erst in einem Laden eine passende Karte auswählen und kaufen, von Hand einen Text schreiben (ganz ohne „Korrekturtaste“), die richtige Briefmarke darauf kleben („wieviel kostet das nochmal?“) und dann noch einen Briefkasten finden, was im Zeitalter der elektronischen Post ja manchmal einiges Suchen erfordert.
Natürlich freue ich mich auch über Whatsapp-Grüße, aber wenn ich darüber nachdenke, dann bedeutet so eine Ansichtspostkarte noch etwas mehr. Sie zeigt auch Wertschätzung, weil ich offensichtlich der Absenderin bzw. dem Absender diesen Zeit- und Kostenaufwand wert bin, trotz der elektronischen Alternativen. Die Karte kann ich in die Hand nehmen und zur Ansicht bei mir auf das Fensterbrett stellen. Und ich kann sie als Erinnerung noch lange aufbewahren, während die virtuellen Nachrichten im Handyspeicher schnell nach hinten rutschen und spätestens mit dem nächsten Software-Update oder Handywechsel spurlos verschwunden sein werden.
Ich muss zugeben – das frühere obligatorische Kartenschreiben im Urlaub war mir persönlich immer etwas lästig, und ich bin ganz gerne inzwischen auf die einfachen neuen Medien umgestiegen. Aber nun habe ich mir vorgenommen, bei nächster Gelegenheit wieder einmal eine Ansichtspostkarte zu versenden.
Und vielleicht kennen auch Sie jemand, der sich über einen handgeschriebenen Gruß freuen würde, der ganz überraschend im Briefkasten liegt?
Mathias Brandstätter
Dienstag, 1. September
Immer wieder hat mich diese Brücke im Urlaub fasziniert und ich konnte mich nicht an ihr sattsehen. Elegant fügt sie sich in die Landschaft ein. 2004, als die Brücke in Betrieb genommen wurde, war sie die höchste Autobahnbrücke der Welt. Brücken haben die Menschen schon immer beeindruckt – deswegen ranken sich oft auch Sagen um ihre Entstehung.
Viele tausend Menschen fahren tagtäglich über diese Brücke aus den unterschiedlichsten Anlässen. Brücken verbinden Menschen - über Flüsse, Gräben, Täler und Schluchten hinweg.
Deshalb nennen wir diejenigen, die Menschen über Grenzen hinweg zusammenbringen und die sich für Versöhnung einsetzen, auch Brückenbauerinnen und Brückenbauer – „Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen“ heißt ein Lied im Gesangbuch. „Ich möchte gerne Brücken bauen, wo alle tiefe Gräben sehen. Ich möchte hinter Zäune schauen und über hohe Mauern gehn.“ (EG 646) Felix Breitling