Juni 2023

Freitag, 30. Juni

Ich wusste schon seit einiger Zeit, dass sie sich diese Puppe sehnlichst wünschte. Eines Tages habe ich sie dann gekauft und vor dem Abendessen auf den Tisch gelegt. Große Freude.
"Einfach so?" fragte sie. "Ja, einfach so. Ein Geschenk, einfach so." Das macht ja ein Geschenk aus. Es braucht keinen Grund. Da gibt es keine Bedingung. Einfach so, weil ich es Dir gerade schenken möchte.
"Wenn ich eine gute Note geschrieben habe, dann bekomme ich ein Geschenk", erzählte mir eine Schülerin.neulich und ich dachte mir hinterher, das ist eine Belohnung, aber kein Geschenk. Wenn..., dann.
Erwachsene vermuten bei Geschenken auch oft einen Hintergedanken. "Die will doch etwas von mir." Ein Geschenk, einfach so, das ist verdächtig. Bestechung?
Und oft kommt auf Geschenke die Antwort: "Das kann ich nicht annehmen. Das wäre nicht nötig gewesen." Wir haben das Gefühl, in der Schuld des Anderen zu stehen. Und wir schenken zurück, um uns wieder zu befreien.
Ich glaube, Gott möchte für uns, dass wir uns beschenken lassen können und beschenken. Einfach so. Bedingungslos. Ohne Hintergedanken und mit großer Freude.

Felix Breitling


Mittwoch, 28. Juni

Feuer und Flamme!

Am vergangenen Wochenende brannten sie wieder, die Johanni-Feuer. Zeichen für die Sommersonnenwende. Beeindruckend, wie hoch manche Stapel Holz aufgeschichtet waren. Wie jedes Lagerfeuer, brennen auch beim Johanni-Feuer zuerst das Reisig und die kleinen Holzspachteln. Nach und nach fangen dann die größeren Holzscheite an zu brennen. Wichtig ist, dass die Hölzer gut beieinander liegen. Würde man sie einfach nebeneinander hinlegen, würde kein gutes Feuer entstehen, und auch keine gute Wärme.
Ist das nicht auch so mit dem Glauben? Irgendwann und irgendwie sind wir Feuer und Flamme, beginnt in unserem Herzen ein Feuer zu brennen. Damit die Flamme nicht verlöscht, brauchen wir die Gemeinschaft mit anderen. Erst das mit- und beieinander gibt Kraft und zeigt Wirkung. 
Manche meinen, sie könnten doch auch gut alleine brennen. Ich glaube, die täuschen sich. Das Feuer würde mit der Zeit erlöschen. 
Suchen wir uns also Gleichgesinnte, Menschen, die das gleiche Ziel haben. Bleiben wir in der Gemeinde verbunden.

Verena Übler
 


Freitag, 23. Juni

Morgen, am 24. Juni, ist Johannistag – der Tag der Geburt Johannes des Täufers. Nach germanischem Glauben schritt in der kürzesten Nacht des Jahres Wotan segnend über die Erde. Menschen sprangen singend über riesige Stroh- und Reisigfeuer. Die Kraft der Götter sollte sie von Unheil und Krankheiten befreien.
Die Kirche versuchte vergeblich, das heidnische Sonnwendfest abzuschaffen. Dann kam sie auf eine Idee: Der 24. Juni wird als Geburt Johannes des Täufers gefeiert.
Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu, liegt ein halbes Jahr später, in der Nähe zur Wintersonnwende. Das alles passt zum Ausspruch Johannes des Täufers im Johannesevangelium im Blick auf Christus, das Licht der Welt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“
Der Johannistag verweist jetzt schon auf den 24. Dezember. Dort ist das Ziel. Besonders deutlich wird das auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Er hat Johannes mit einem überlangen Zeigefinger gemalt, mit dem er auf Christus zeigt, so, wie wenn er sagen möchte: „Er ist der Entscheidende, nicht ich.“
Johannisfeste sind besonders in Skandinavien populär, wo die Sommersonnwende am stärksten zu spüren ist. Und im Baltikum ist Johannis der wichtigste Feiertag überhaupt.

(nach: andere zeiten. Das Magazin zum Kirchenjahr 2/2020, S. 14f)

Felix Breitling


Mittwoch, 21. Juni

Sprungturm

Wenn ich mal im Freibad bin, sehe ich gern zu, wie die – zumeist – Kinder und Jugendlichen vom Zehner springen. Zehn Meter! Das ist ganz schön hoch oder tief, wie man’s nimmt. Ich war mal oben. Getraut hab ich mich nicht. Einmal vom Fünfer, aber das ist schon sehr lange her. 
Warum traue ich mich nicht? Mein Kopf analysiert: Was soll schon passieren? Du tauchst mit den Füßen voran ins Wasser ein und wenn das Wasser Deinen Schwung abgebremst hat, steigst du wieder auf. Ist doch easy. Kein Problem. Aber schon, wenn ich daran denke, bekomme ich schwitzige Handflächen und mein Herz klopft schneller.
Niemand hat mich in den vergangenen Jahrzehnten gezwungen, vom Zehner zu springen. Aber im übertragenen Sinn gab es schon Sprünge ins sprichwörtlich kalte Wasser aus gefühlt großer Höhe. Auch da hat mein Herz geklopft. Im Nachhinein war es dann fast immer gar nicht so schlimm. Eintauchen und wieder auftauchen. Vielleicht ein wenig nach Luft schnappen, aber dann macht sich auch etwas Stolz bemerkbar. Und wer weiß, vielleicht springe ich irgendwann doch noch mal vom Zehner.

   Sei getrost und unverzagt. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht;
   denn ich, dein Gott, bin mit dir in allem, was du tun wirst.
   Josua 1,9

Verena Übler


Mittwoch, 14. Juni

Brot und Rosen   

Feierabendmahl beim Kirchentag in Nürnberg. Meine Freundin Irene nimmt mich mit auf den 500 Jahre alten St. Johannisfriedhof. Wir laufen ein Stück an der Pegnitz entlang, dann geht das letzte Stück leicht bergauf und an der Friedhofsmauer entlang. Wir treten durch’s Tor und sind total geflasht.  

Zuerst nehmen wir den intensiven Rosenduft war, dann sehen wir es: an fast jedem Grab steht ein Rosenstock in voller Blüte. Rot, weiß, orange, gelb – die Farben leuchten. Die Abendsonne taucht alles in warmes Licht.  

An der Aussegnungshalle ist ein Altartisch aufgebaut, eine Band macht Musik. Nach und nach kommen immer mehr Menschen, setzen sich auf Stühle, setzen sich zwischen und auf die Sandsteinsarkophage – ausnahmsweise erlaubt.  

Wir nehmen wahr, an welch besonderem Ort wir sind. Wir singen, wir beten, wir tauschen uns aus darüber, was uns stärkt und wo wir Hoffnung finden. Wir teilen Brot und Traubensaft und die Gemeinschaft mit Christus, den Menschen über und denen unter der Erde, bekannt und unbekannt. 

Eine Melodie singt sich noch lang in mir:  

Wir entzünden ein Licht in der Dunkelheit,
aus Nacht wird Tag, 
aus Trauer Fröhlichkeit. 
Wir entzünden ein kleines, zartes Hoffnungslicht, 
fürchte dich nicht, fürchte dich nicht. 

[Text: Dagmar Grössler-Romann, Melodie: Judy Bailey. https://www.youtube.com/watch?v=da7Xrlyutf4 ]

Verena Übler


Freitag, 9. Juni

Da wir bald umziehen, besteht unsere Hauptbeschäftigung zurzeit mit dem Aussortieren (andere sagen auch "Ausmisten"). Wenn dann wieder ein Berg zusammengekommen ist, fahren wir auf den Wertstoffhof und sortieren das Mitgebrachte in die verschiedenen Container und denken uns: "Ach hätten wir das alles doch erst gar nicht angesammelt". Eine Freundin von mir sagte heute: "Eigentlich müsste man das viel öfter machen. Nicht erst vor einem Umzug." Ja, Recht hat sie. Das nehme ich mir eigentlich auch nach jedem Umzug wieder vor. Aber wir wissen ja, wie das so ist mit den Vorsätzen.
Ich gebe auch zu, ich habe einen gewissen Hang zum "Jagen und Sammeln". Vielleicht ist das auf meine schwäbischen Wurzeln zurückzuführen (Ich habe ein paar kleine Kisten entdeckt auf denen stand "Kruscht" und es war sehr spannend, sie zu öffnen).

Und jedes Mal, wenn ich in der Stadtbücherei bin, bin ich beeindruckt, wie viele Regalmeter von Ratgebern von AufräumexpertInnen zum Aufräumen und Aussortieren gefüllt werden. Es scheint da einen Bedarf zu geben.
Das Sammeln (wenn es nicht überhandnimmt) hat aber auch seine Schönheit: Da gibt es die Aufenthaltsgenehmigung aus meiner Freiwilligenzeit in Frankreich, die Erinnerungen in mir weckt, die Quttung von einem Urlaubsessen, eine Fahrkarte, eine Muschel, ... Gesammeltes, das kleine Filme in mir ablaufen lässt, mich an Menschen erinnert, mit denen ich Zeit verbracht habe, meinen Geschmackssinn anregt.
Und manches schaue ich mir an und sage dann auch: Das hat jetzt seine Zeit gehabt, das kann weg.

Felix Breitling


Mittwoch, 7. Juni

Jetzt ist die Zeit!

Heute beginnt in Nürnberg der Deutsche Evangelische Kirchentag. Im Vorwort zum Liederheft heißt es: „Jetzt ist die Zeit hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen! Krisen haben die letzten Jahre geprägt und beschäftigen uns weiter. Und trotzdem oder gerade deswegen brauchen wir die stärkende und Gemeinschaft stiftende Kraft der Musik.“
Hier ist der link zum ohrwurmverdächtigen Mottosong „Die Zeit ist jetzt“

Und hier der Link zum Programm.
Übrigens: Wer nicht live in Nürnberg dabei sein kann, findet dort auch viele digitale Angebote.
Viel Spaß!

Verena Übler