Februar 2023

Montag, 27. Februar

Gestern morgen auf dem Weg zum Gottesdienst waren die Gehwege verschneit und stellenweise noch ziemlich glatt.
Aber an der Straßenbahn-Überquerung in der Kreillerstraße war schon gestreut und man konnte dieses Wegstück gefahrlos begehen. Ich dachte mir dabei, "Wie schön, dass es in München auch am Sonntagmorgen bei Wintereinbruch Leute gibt, die sich um die Sicherheit der Straßen und Fußgängerwege kümmern."

Im Hintergrund müssen hier rund um die Uhr sicher sehr viele Menschen und große Organisationen wirken, damit alles funktioniert.
Bei mir waren heute morgen zuhause Strom und Wasser vorhanden, eine gefüllte Gasleitung sorgte dafür, dass die Heizung ging, das Telefon, der Mobilfunk und das Internet funktionierten. Und in Notfällen kann ich mich darauf verlassen, dass innerhalb kürzester Zeit Krankenwagen und Notarzt, Feuerwehr oder Polizei zur Stelle sind. Und diese Aufzählung könnte sicher noch sehr weit fortgesetzt werden.

Dass das alles funktioniert und vorhanden ist, das ist für uns selbstverständlich und wird im Normalfall gar nicht wahrgenommen. Nur wenn etwas nicht so funktioniert wie gewohnt, dann fällt es auf. Wenn die Straßenbahn nicht kommt, dann ist das schon ein Ärgernis, und wenn das Internet oder sogar der Strom für einige Zeit ausfällt, dann ist das gefühlt für manche schon fast eine Katastrophe.

Wenn also einmal ausnahmsweise etwas nicht so geht, wie wir es gewohnt sind, sollten wir das dann nicht zum Anlass nehmen, uns darüber freuen, dass es normalerweise vorhanden ist - anstatt uns zu ärgern? 

Mathias Brandstätter


Freitag, 24. Februar

Du Gott des Friedens. Wir bitten dich um Frieden für die Menschen in der Ukraine.
Wir bitten dich um Frieden für die Menschen in Angst vor Bomben und Kanonen.
Wir bitten dich um Frieden für die, die um ihre getöteten Lieben trauern.
Wir bitten dich für die, die ihre Heimat verlassen mussten.
Wir bitten dich um Frieden für alle Soldaten.
Wir bitten dich für alle, die nicht müde werden, zu verhandeln.
Für alle, die sich beharrlich für friedliche Lösungen einsetzen.
Wir hoffen und beten: dass Verständigung möglich ist und dass Perspektiven gefunden werden.
Du Gott des Friedens. Wir bitten Dich um Einsicht für die Mächtigen.
Dass sie sich mit ihrer Macht für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Du Gott des Friedens: Wir bitten, dass dein Friede sich auf Erden ausbreitet.
Du Gott, des Friedens: Wir bitten dich um Frieden für die Welt.
Erbarme dich, Gott!

Amen.


Mittwoch, 22. Februar

Glaube verleiht Flüüüügel!

Martin Luther sagt: „Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade.“
Nicht immer leicht, angesichts von Unglück und Leid. Bei solchen Erfahrungen ist es manchmal nicht weit her mit der verwegenen Zuversicht, da macht sich gern mal Verzagtheit breit. 
Am besten wir nehmen uns daher immer wieder folgende Worte von Johannes Don Bosco zu Herzen: „Halte dich fest an Gott. Mach’s wie der Vogel, der doch nicht aufhört zu singen, auch wenn der Ast bricht. Denn er weiß, dass er Flügel hat.“

Verena Übler


Montag, 20. Februar

Zuerst in den Gärtnereien und vor Supermärkten, dann in den ersten Gärten und Parks - die Osterglocken sind als Frühlingsboten zu sehen.
Im noch ziemlich tristen Einheitsbraun der Umgebung heben sich die gelben Farbtupfen deutlich ab und machen schon Freude auf den Frühling, wenn auch die anderen Blumen wieder anfangen zu sprießen. 

Die Osterglocken gehören zur Familie der Narzissen, die auch in unserem Gesangbuch einen Platz gefunden haben.
Der Liederdichter Paul Gerhardt erfreute sich schon im 17. Jahrhundert an ihnen und so lautet eine Strophe im bekannten Lied "Geh aus mein Herz und suche Freud" (EG 503):

"Narzissus und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an,
Als Salomonis Seide"

Mathias Brandstätter
 


Freitag, 17. Februar

Ein bisschen an meinem Verstand gezweifelt habe ich schon: Seit sechs Wochen habe ich meine Brille vermisst (zum Glück hatte ich noch eine zweite). Am Anfang habe ich sie noch an allen möglichen Orten gesucht. Dann habe ich es aufgegeben. Irgendwann wird sie wieder irgendwo auftauchen, dachte ich mir, nach der Devise "Das Haus verliert nichts" (oder aber auch nicht).
So war es dann auch: Ich hatte sie auf einem Regal abgelegt, dann war sie in eine Lücke gefallen und heute, als ich etwas aus dem Regal herauszog, war sie wieder da.

Manche "stellen alles auf den Kopf" auf der Suche nach einem Schlüssel, dem Reisepass,...
Es gibt die abenteuerlichsten Geschichten von verlorenen (und wiedergefundenen) Dingen: Plötzlich tauchen seit Jahren vermisste Eheringe wieder auf, ehrliche Finderinnen und Finder werden zu Rettern in der Not.
Manches bleibt leider auch verloren, "wie vom Erdboden verschluckt".

In der Bibel erzählt Jesus drei Gleichnisse vom Verlorenen: Vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und vom verlorenen Sohn. Urmenschliche Erfahrungen vom Verlieren, vom leidenschaftlichen Suchen und vom glücklichen Wiederfinden. Er erzählt von Menschen, die leidenschaftlich suchen und nicht aufgeben. Und er erzählt in diesen Geschichten von Gott, der niemanden verloren gibt, weil jeder Mensch ihm wichtig ist.

Felix Breitling


Mittwoch, 15. Februar

Das schönste Geschenk, das man einem anderen Menschen machen kann, ist aufrichtige Zuwendung.  [Quelle unbekannt]

Das ist ein altes Wort: die Zuwendung.

Bildlich gesprochen: Wenn ich auf einem Stuhl sitze und mich zu meinem Sitznachbarn drehe, dann wende ich mich ihm zu und schenke ihm meine ganze Aufmerksamkeit beim Zuhören.

Im übertragenen Sinn: Ich kehre mein Innerstes nach außen („wende es“) und schenke meinem Nächsten meine ganze Empathie, mein Mitgefühl, z.B. in Zeiten der Trauer oder der Einsamkeit oder auch der Freude oder Begeisterung.

Ein Beispiel: neulich hatte eine Kollegin einen runden Geburtstag. Wir hatten eine Karte besorgt und diese ausgelegt, damit sich diejenigen, die sie kennen und schätzen, unterschreiben und sich an einem Geldgeschenk beteiligen konnten. Die Kollegin sollte sich damit einen persönlichen Wunsch erfüllen können. Es kamen viele Unterschriften und ein rechtes „Säckel“ zusammen, das wir ihr folgendermaßen überreichten: in größere Scheine eingetauscht, rollten wir das Geld zusammen und hängten es in Organzasäckchen an einen Strauß mit Kirschblütenzweigen.

Die Kollegin freute sich sehr und brachte am Ende der Woche als „Dankeschön“ einen Olivier-Salat mit, damit in einer Pause während der Arbeit Leib und Seele zusammengehalten würde.

Sie hat sich uns zugewandt, nachdem wir uns ihr zugewandt hatten, indem wir sie beschenkt hatten. Ein schönes Erlebnis für beide Seiten und alle waren zufrieden.

Wann haben Sie sich zuletzt einem Menschen zugewandt?

Cornelia Bästlein


Montag, 13. Februar

Vor einer Woche bebte die Erde in der Türkei und in Syrien. Mindestens 30.000 Menschen verloren ihr Leben, unzählige ihre Häuser und Wohnungen, ihren ganzen Besitz. Über die Betroffenen in dieser Region brach unermessliches Leid herein, das uns fassungslos macht. In allen Medien sind die Bilder von zerstörten Orten zu sehen, von Schuttbergen, und von verzweifelten Menschen, die ihr Angehörigen suchen.

Aber es kommen in den letzten Tagen auch Nachrichten darüber, dass Menschen wie durch ein Wunder tagelang unter Trümmern überlebt haben und gerettet werden konnten.

Und was noch einen Hoffnungschimmer macht in dieser Zeit, in der sich viele Länder immer unversöhnlicher gegenüberstehen, in der Politiker zu Krieg statt Versöhnung aufrufen und in der ein Frieden auf Erden scheinbar immer mehr in die Ferne rückt:
Aus allen Teilen der Welt ist nach Bekanntwerden der Katastrophe sogleich Hilfe angeboten worden und Helfer*innen aus vielen Ländern reisten ohne Zögern an, um tatkräftig zu helfen.

Ich frage mich - warum muss erst so ein Unglück passieren, damit die Menschheit sich ungeachtet aller politischen Grenzen und Gegensätze wieder auf Nächstenliebe besinnt, Anteil am Schicksal der anderen nimmt und sich gegenseitig beisteht?

Mathias Brandstätter


Freitag, 10. Februar

„Ich wurde nicht gefragt
bei meiner Geburt
und die mich gebar
wurde auch nicht gefragt
bei ihrer Geburt
niemand wurde gefragt
außer dem einen
und der sagte
ja“ hat Kurt Marti, der Schweizer Schriftsteller und Pfarrer gedichtet.

„Am Anfang steht ein JA, Gottes großes JA – und alles andere wird sich finden.“ Das sage ich in meiner Begrüßung bei einer Taufe. Über Deinem Leben steht grundsätzlich Gottes großes JA zu Dir. Oft glauben wir, wir müssten uns verdienen, dass wir Menschen sind, die geliebt und angenommen sind. Dann denken wir, wir müssten möglichst viel leisten und erst dann seien wir liebenswürdig. Aber an erster Stelle, vor allem, bin ich ein Kind Gottes, von Gott geliebt, voraussetzungslos. Denn der sagte JA.

Felix Breitling


Mittwoch, 8. Februar

Montag Abend im Vereinsheim Schwabing bei „Blickpunkt Spot“. Der Kabarettist Bumillo fordert uns auf, mal einen Gang runterzuschalten. Es kann doch nicht sein, dass unser Alltag immer voller, immer dichter, immer stressiger wird. Er sagt (sinngemäß): „Das Leben ist doch kein Rucksack, in den man immer mehr reinpackt und den man irgendwann kaum noch schleppen kann. Das Leben ist doch vielmehr wie ein Heißluftballon, aus dem man hin und wieder auch etwas abwerfen muss.“

Verena Übler


Montag, 6. Februar

Kirche Raum Gegenwart / Zukunft

Die Kirchengemeinden schrumpfen - ein Trend, der seit vielen Jahren anhält und zunehmend dafür sorgt, dass viele kirchliche Gebäude inzwischen für die Zahl der Gemeindemitglieder und Gottesdienst-Besucher*innen zu groß geworden sind. Nur an wenigen Festtagen sind die Kirchen noch gut gefüllt, aber die Kosten für den Unterhalt steigen immer weiter an. Alle Kirchengemeinden müssen sich inzwischen darüber Gedanken machen, wie sie sich dieser Herausforderung in den nächsten Jahren stellen können.
In der Münchner Innenstadt in der Nähe des Odeonsplatzes befindet sich in der Finkenstraße 4 eine kleine Kunstgalerie, der DG-Kunstraum, der von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V. betrieben wird. Im DG-Kunstraum werden regelmäßig interessante Ausstellungen gezeigt, die ich persönlich immer sehr sehenswert und bereichernd finde.
Bis zum 16. März geht es in der aktuellen Ausstellung mit dem Titel "Kirche Raum Gegenwart" um konkrete Beispiele, wie die Transformation von Kirchengebäuden in Süddeutschland durchgeführt werden kann.
Unsere Kirchengemeinde ist in dieser Ausstellung auch vertreten: die Rogatekirche, die ja für die gemeinsame Nutzung als Gemeinde- und Jugendkirche umgestaltet wurde, wird als eines der Beispiels vorgestellt.
Darüber hinaus ist in der Gesprächsreihe "Kirche Raum Zukunft" die Lätarekirche dabei, mit der wir inzwischen eine Arbeitsgemeinschaft bilden:
Im Rahmen eines Kunstprojekts mit Kirchengemeinden, Künstlern und Architekten findet am kommenden Sonntag, 12.2. um 16:30 Uhr in der Lätarekirche ein Gespräch mit Musik statt, die Teilnehmer sind:
- Musik: Esther Schöpf und Norbert Groh
- Gespräch: Jutta Görlich, Peter Haimerl, Benita Meißner und Pfarrer Gruzlewski

Mathias Brandstätter


Freitag, 3. Februar

Der Mist

Das Pferd macht im Stall den Mist,
und wiewohl der Mist Unflat und Gestank an sich hat,
zieht dasselbe Pferd denselben Mist
mit großer Anstrengung auf das Feld,
und daraus wächst edler schöner Weizen
und der edle. süße Wein,
der niemals so wachsen würde, wäre der Mist nicht da. -
Ebenso trag deinen Mist - das sind deine eigenen
Schwächen, mit denen du nicht fertig werden kannst -
mit Anstrengung und Fleiß auf den Acker des liebevollen
Gottes und breite den Mist auf das edle Feld:
ohne Zweifel wächst daraus in demütiger Gelassenheit
edle, wonnigliche Frucht.

                                                             Johannes Tauler

Felix Breitling


Mittwoch, 1. Februar

„Vertrauen wagen, damit wir leben können.“
Das war das Motto des Kirchentags 1983 in der DDR. Das Plakat dazu zeigt einen Vogel, der auf einer Hochspannungsleitung sitzt und singt. Das Plakat kam gut an. Singt der Vogel, weil er gar nichts von der Hochspannung weiß, auf der er sitzt? Singt er trotz dieser Nachtschwärze um ihn herum? Vielleicht, um sich selbst Mut zu machen? Oder singt er bereits vom nächsten Morgen, weil die Mitternacht zugleich der Anfang des Tages ist? 
Singen ist definitiv ein gutes Mittel, um Angst zu überwinden und Vertrauen zu fassen. Gemeinsam singen ist so etwas wie eine „vertrauensbildende Maßnahme“. Das geht gut in einem Chor, es hilft aber auch, einfach allein in ein Lied im Radio einzustimmen. Und manchmal, wenn es gar nicht anders geht, tut es auch gut, still und innerlich zu singen. 
Egal wie, Singen stärkt die Kräfte, die wir brauchen, um Vertrauen zu fassen. 
Probieren Sie’s aus!

Verena Übler